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völlig unabhängig von den Freiburger Grafen handelten. Daher ist es nicht auszuschließen
, daß sie sich als Nachbarn des Klosters in den Besitz der Vogtei bringen
konnten, die somit keinerlei zähringisch-freiburgischen Hintergrund besaß21.
Entscheidend ist aber letztlich, daß die Herren von Staufen über die Vogtei von
St. Trudpert und die Stadt Münster Zugriff auf den Silberbergbau erhielten, der die
Grundlage ihres Reichtums bildete und zugleich wohl die Basis für den Ausbau
der Burg Staufen war.
Die Entstehung der Burg Staufen und frühe Nachrichten
Um die Wende zum 12. Jahrhundert kam am Oberrhein unter den Adligen
vermehrt der Brauch auf, ihre Wohnsitze auf Anhöhen oberhalb der von ihnen
beherrschten Ortschaften zu errichten, sofern die topographische Möglichkeit gegeben
war. Diesen Höhenburgen gingen vielfach Ortsburgen voraus, die direkt in
oder bei den Dörfern in der Ebene lagen. Während des Hochmittelalters wurden
die Höhenburgen mitunter in großem Umfang ausgebaut, waren aber dennoch
stets von räumlicher Enge geprägt. Das erhöhte Repräsentationsbedürfnis und der
Wunsch nach bequemeren Wohnstätten führte im Spätmittelalter dazu, daß die Adligen
ihre Wohnungen auf den Höhenburgen vermehrt aufgaben und zurück in die
Ortschaften zogen, wo sie sich geräumige Schlösser errichteten. Dafür wählten sie
nicht selten die Plätze der ursprünglichen Ortsburgen, denen eine herrschaftliche
Tradition anhaftete22.
Wie sich dies in Staufen verhielt, ist einstweilen nicht aufzuklären. Die Ursprünge
der Höhenburg gehen wohl ins 12. Jahrhundert zurück, wobei nicht zu
klären ist, welcher der angeführten Herren von Staufen jener Zeit für ihren Bau
verantwortlich zeichnete. Ob ihre Bewohner davor in einer Ortsburg residierten,
vielleicht an der Stelle des heutigen Staufener Schlosses, muß offen bleiben. Abermals
können allein archäologische Forschungen letzte Sicherheit über die Frage
geben, ob unter dem spätmittelalterlichen Schloßbau, dessen älteste Teile aus dem
15. Jahrhundert stammen23, noch Reste einer hochmittelalterlichen Ortsburg verborgen
sind. Immerhin spricht die Topographie der Stadt Staufen für einen herrschaftlich
geprägten Bezirk im Norden, eben um die Gegend des Schlosses, der
wohl auf hochmittelalterliche Zustände zurückgeht24.
Die ältesten historischen Belege zur Burg Staufen weisen in die erste Hälfte des
13. Jahrhunderts. Laut der Vita des heiligen Trudpert begannen unter einem Otto
von Staufen Baumaßnahmen an der Staufener Burg25. Diese Vorgänge können allerdings
nur anhand der Lebensdaten des Bauherrn datiert werden, der zwischen
1220 und 1246 belegt ist26. Der Bericht ist eingebettet in eine Erzählung über die
Streitigkeiten zwischen dem Kloster St. Trudpert und seinen Staufener Vögten. Ein
älterer Ritter und Klostervogt Otto von Staufen (t vor 1218), ein enger Gefolgsmann
des Zähringers Bertold V, soll seine Ansprüche auf Güter des Klosters sogar
mit Waffengewalt gegen die Mönche durchgesetzt haben. Nachdem er bei einem
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