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Abb. 4: Das Stadtschloß Staufen heute (Wolfgang KAISER. Gitta REINHARDT-FEHRENBACH.
Bertram JENISCH, Verena NÜBLING, Stadt Staufen Münstertal/Schwarzwald
lDenkmaltopographie Baden-Württemberg III.1.1], Stuttgart 2002, S. 66, Abb. 118)
Unfall zu Tode gekommen war - sein Pferd rutschte auf einem gefrorenen Fluß
aus, wobei der Reiter tödlich verletzt wurde - folgte sein gleichnamiger Neffe als
Vogt von St. Trudpert nach27. Dieser jüngere Otto von Staufen soll den Ausbau der
Burg begonnen haben. Auch er habe sich dem Kloster gegenüber wie sein Onkel
und Vorgänger verhalten, und auch er verlor durch einen Unfall das Leben. Als er
die Baustelle auf der Burg inspizierte, sei an einem Baugerät ein Seil gerissen, und
Otto wurde von herabstürzenden Teilen erschlagen.
Zwar kamen Konflikte zwischen Vögten und ihren Klöstern häufig vor, dennoch
scheint die Geschichte tendenziös zu sein. Ob die beiden Ottonen von
Staufen dem Kloster gegenüber wirklich so skrupellos, ungerecht und gewalttätig
vorgegangen sind, wie in der Vita geschildert, ist fraglich. Der Hintergrund für
die negative Schilderung der beiden Herren von Staufen dürfte in den Auseinandersetzungen
zwischen der Abtei und ihren Vögten gegen Ende des Jahrhunderts
liegen. St. Trudpert verdrängte damals durch umfangreiche Urkundenfälschungen
die Herren von Staufen aus ihrer angestammten Grundherrschaft im oberen
Münstertal und setzte durch, daß sie die Klostervogtei von den Habsburgern zu
Lehen nehmen mußten28. Die Quelle, die im Jahr 1279 kurz nach der Fälschungstätigkeit
der Mönche entstand, gibt allein die Perspektive St. Trudperts wieder,
die Sicht der Staufener fehlt dagegen. Ob deren Ansprüche tatsächlich einer
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