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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 2.2003
Seite: 99
(PDF, 36 MB)
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Rechtsgrundlage entbehrten, ist daher nicht nachvollziehbar. Zudem stand in
der Heiligenvita nicht das Interesse des Klosters im Vordergrund, Besitzverletzungen
durch die eigenen Vögte zu dokumentieren. Vielmehr war beabsichtigt,
den Lesern zu verdeutlichen, wie wirksam die Abtei durch ihren Patron Trudpert
und durch Gott vor Feinden geschützt wurde, um so die Heiligkeit des Hauses zu
betonen29. Was modernen Menschen als zufälliges Unglück erscheint, der Sturz
vom Pferd und das gerissene Seil auf der Baustelle, verstanden mittelalterliche
Leser als göttliche Strafen für das zuvor geschilderte Fehl verhalten.

Trotz der soeben angemahnten Vorsicht gegenüber der Trudpert-Vita erscheint
die Nachricht über die Bautätigkeit an der Burg glaubwürdig. Schwierig ist allein
die zeitliche Einordnung. Da sie mit dem Tod Ottos von Staufen in Verbindung
steht und er zuletzt 1246 belegt ist, muß an seine letzten Lebensjahre Ende der
dreißiger oder Anfang der vierziger Jahre gedacht werden, in denen er den Bau
begonnen hat. Nimmt man die Quelle wörtlich, nach der er in Castro Stouphen zu
bauen begann, bestand die Burg zu diesem Zeitpunkt bereits.

Die Trudpert-Vita enthält weitere Hinweise zur Burg Staufen. Nach der Quelle
war Otto von Staufen auf der Baustelle nicht sogleich erschlagen, sondern lediglich
tödlich verletzt worden. Man brachte ihn zum Sterben in sein Haus, wobei
nicht ersichtlich ist, ob sich dieses auf der Burg befand. Anwesend war nun auch
sein Bruder, dessen Namen die Vita nicht preisgibt, es dürfte sich jedoch um Gottfried
gehandelt haben30. Von diesem Bruder berichtet die Vita, er habe den größten
Teil der Herrschaft besessen31. Dazu dürfte auch ein entsprechender Anteil an der
Burg gehört haben.

Der älteste eindeutig zu datierende Beleg für die Burg Staufen befindet sich in
einer Urkunde des Jahres 124832. Wie daraus hervorgeht, war sie der Schauplatz
eines Güterverkaufs. Die adligen Brüder Burkard und Rudolf von Osenberg übergaben
dem Kloster Tennenbach ihren Hof in Hügelheim samt allem Zubehör und
dem Patronatsrecht der Kirche. Neben dem Burgherrn Marschall Gottfried von
Staufen und dessen Söhnen Otto und Gottfried wirkten weitere Männer aus dem
gräflich-freiburgischen Umfeld als Zeugen des Rechtsakts, darunter der Freiburger
Schultheiß Heinrich, Ludwig von Munzingen und Heinrich Fasser. Die Urkunde
wurde von den Üsenbergern, Graf Konrad von Freiburg und der Stadt Freiburg
besiegelt33.

Die Anwesenheit der beiden Üsenberger auf der Burg Staufen und der Vollzug
des Verkaufs eben dort wurde als Anzeichen ihrer Lehnsherrschaft über Burg
und Ort Staufen interpretiert34. Zwar traten die Herren von Staufen mehrfach
gemeinsam mit den Üsenbergern in Erscheinung und hatten von ihnen einzelne
Lehen erhalten35, ein Blick auf weitere Quellen zeigt jedoch, daß dies bezüglich
Staufen unzutreffend ist. Zum einen wurde stets übersehen, daß die Zeugen
durchweg dem Freiburger Umfeld zugehören und daß die Stadt und der Graf den
Rechtsakt besiegelten. Ausdrücklich sind die Burg und Staufen selbst 1337 als Lehen
bezeugt, welches die Herren von Staufen von den Freiburger Grafen besaßen,
als deren fideles sie mehrfach genannt werden36.

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