http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-02/0103
Herrschaft der Herren von Staufen stehenden Bergstadt Münster ist bekannt, daß
dem Rat dort im Jahr 1303 gestattet wurde, für eine zwanzigjährige Periode das
Weinumgeld zu nutzen. Diese Einkünfte sollten insbesondere zur Finanzierung
der Stadtbefestigung dienen, und tatsächlich ist eine Ummauerung in jener Zeit
archäologisch faßbar41. Die Ummauerung Staufens wird in denselben Jahren angenommen
.
Der zeitliche Rahmen der Staufener Stadtwerdung wird von zwei über fünfzig
Jahre auseinanderliegenden Belegen eingegrenzt. Noch im Jahr 1269 wurde
Staufen in einer Urkunde als villa bezeichnet, erstmals als Stadt dagegen in einem
Diplom vom l. Dezember 132342. Ein Dokument wie etwa eine Stadtrechtsverleihung
oder eine Marktgründungsurkunde ist nicht überliefert. Die Stadterhebung
wird mitunter mit König Rudolf von Habsburg in Verbindung gebracht, jedoch
ohne daß dafür Belege existieren43. Wenngleich im 13. Jahrhundert ein verstärktes
habsburgisches Engagement im Breisgau festzustellen ist, kann ein direkter Zusammenhang
mit der Staufener Stadtwerdung nicht gezeigt werden44.
Bei der Frage nach den Gründen für den Ausbau Staufens zur Stadt sind finanzielle
und herrschaftliche Aspekte zu berücksichtigen. Ein Blick auf die Vermögensverhältnisse
der Herren von Staufen zeigt, daß sie vor dem Zeitraum der
Stadtwerdung über beträchtlichen Reichtum verfügten, vermutlich vorwiegend
aus dem Silberbergbau. Im Jahr 1258 trat Marschall Gottfried von Staufen als Vertragspartner
einem Münzabkommen mit dem Freiburger Grafen Konrad I. und der
Stadt Freiburg bei45. In diesem Jahr war die Familie finanziell noch so gut gestellt,
daß Marschall Gottfried dem Basler Bischof Bertold und seinem Domkapitel 420
Silbermark leihen konnte und als Pfand die Basler Höfe von Bischoffingen und
Kirchhofen erhielt46.
Nach diesem augenscheinlichen Höhepunkt Staufener Wirtschaftskraft mehren
sich die Anzeichen von Schwierigkeiten der Familie. Die Probleme scheinen
vielschichtig gewesen zu sein, gehen aber nicht bis in die Einzelheiten aus den
Quellen hervor. Zum einen strebte Abt Werner von St. Trudpert in der Mitte des
13. Jahrhunderts danach47, seinem Kloster eine größere Unabhängigkeit von den
Staufener Vögten zu verschaffen. In diesem Zusammenhang entstanden die bereits
kurz angesprochenen Urkundenfälschungen, mit denen die Ansprüche des
Klosters auf die Grundherrschaft im oberen Münstertal untermauert wurden. Es
gelang dem Kloster, die Herren von Staufen aus dieser Position zu verdrängen. Die
Fälschungstätigkeit hatte noch eine weitere Intention. Es wurde seit den fünfziger
Jahren versucht, die Vogtei des Klosters als Lehen der Habsburger darzustellen48. In
mehreren Urkundenfälschungen wurde ein verwandtschaftlicher Zusammenhang
der Habsburger mit den Klostergründern postuliert49. Auch die bereits angesprochene
dritte Fassung der Trudpert-Vita, die um 1279 entstand, enthält eine Darstellung
dieses Sachverhalts. Der Zusammenhang mit dem Fälschungswerk ist unverkennbar
, und so sicherte die Vita ab, was mit den Urkundenfälschungen begonnen
wurde. Neben den oben dargestellten heilsgeschichtlichen Aspekten dürfte dies ein
weiterer Grund gewesen sein, die Vita zu verfassen.
101
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-02/0103