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Freiburg für die erlittene Gefängnishaft überliefert57. 1309 wurden Johann und
Diethelm von Staufen zu weitgehenden Zugeständnissen als Sühneleistungen für
eine vorangegangene Fehde mit der Stadt Freiburg gezwungen und sollten der
Stadt zehn Jahre lang Kriegsfolge leisten58. Derartige Fehden waren häufig angewandte
Mittel von in wirtschaftliche Bedrängnis geratenen Adligen, mit denen sie
versuchten, ihre Situation wieder zu bessern. Ähnliche Entwicklungen sind auch
bezüglich anderer Adelsgeschlechter im Breisgau zu beobachten, so etwa bei den
Markgrafen von Hachberg zu Beginn des 14. Jahrhunderts59. Dabei ist nicht immer
eindeutig zu entscheiden, ob die Fehden durch die wirtschaftliche Not ausgelöst
wurden oder ob verlorene Fehden diese verursachten.
Wirtschaftliche Schwierigkeiten bei Niederadelsfamilien waren ab der Wende zum
14. Jahrhundert nicht ungewöhnlich. Wie Werner Rösener jüngst zeigte, waren dies
die Anfänge einer Entwicklung, die ab der Mitte des Jahrhunderts durch die Pestepidemie
und Agrarkrise rasant beschleunigt wurde und weit um sich griff60. Es ist
auffällig, daß die Berichte über die ersten Fehden der Herren von Staufen in jene
Zeit fallen, in der sie aus ihren Positionen im oberen Münstertal und der Vogtei
von St. Trudpert verdrängt wurden. Die autonomere Stellung des Klosters und die
neue Obervogtei der Habsburger dürften zu einer spürbaren Schmälerung ihrer
Einkünfte geführt haben. Die verlorenen Fehden der Staufener, die sie gegen die
Stadt Freiburg führten, verschärften ihre Bedrängnis wohl erheblich. Die in jener
Zeit allgemein steigenden repräsentativen Bedürfnisse des Niederadels, für die
zum Teil beträchtliche Geldmengen ausgegeben wurden, dürften dabei ein übriges
getan haben, um die Situation der Familie zu verschlechtern.
Was nun die Stadtwerdung Staufens beförderte und in welche Zeit sie fiel, ist
nicht mit letzter Gewißheit zu entscheiden. Sollte der wirtschaftliche Erfolg der
Familie im 13. Jahrhundert dazu geführt haben, weil durch den gewachsenen
Reichtum das Bedürfnis nach einem Markt und Schutz durch eine Stadtmauer
entstanden war? Oder hing die Stadtgründung bereits mit den wirtschaftlichen
Schwierigkeiten zusammen, in denen sich die Staufener mit dem Markt eine neue
Einnahmequelle erschließen wollten? Die späte Erstnennung der Stadt legt den
Gedanken nahe, daß die Stadtwerdung erst in der von wirtschaftlichen Schwierigkeiten
geprägten Zeit um oder kurz nach 1300 anzusetzen ist. Vermutlich wollten
die Staufener, nach der erzwungenen Unterstellung unter die Habsburger und der
geschwächten Stellung im oberen Münstertal, die von Habsburg und St. Trudpert
noch unabhängige Position in Staufen ausbauen und stärken.
Neue Machtverhältnisse auf der Burg im 14. Jahrhundert
Es bleibt abschließend nochmals die Burg Staufen in den Blick zu nehmen.
In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts gelang es der Stadt Freiburg, sich hier
Einfluß zu verschaffen. Im Jahr 1327 hatte sie den oben erwähnten Schuldbrief
des Juden Süßkind gekauft und sich so pfandschaftlich in den Besitz eines Anteils
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