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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 2.2003
Seite: 115
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-02/0117
ausgeübt zu haben. Diese Vermutung ergibt sich aus der Analyse verschiedener
Aufenthalte Rudolfs am Königshof zwischen November 1218 und Februar 12205.

Die oben erwähnte erste überlieferte Üsenbergerurkunde führt ebenfalls in
diesen Kontext. 1219 ist Graf Egeno von Urach auf dem Reichstag in Nürnberg
bezeugt, wo es vermutlich zu Verhandlungen mit dem König gekommen war6. Am
16. November berief er ein Kolloquium auf dem Felde zwischen Gundelfingen
und Denzlingen ein, wahrscheinlich um über die Ergebnisse dieser Verhandlungen
Bericht zu erstatten7. Überliefert ist die Zusammenkunft durch eine an diesem Tag
ausgestellte Urkunde, in der Rudolf von Üsenberg das Kloster Tennenbach mit
Äckern und Wiesen in Langenbogen belehnte8. An erster Stelle der Zeugenreihe
steht Graf Egeno, qui in eadem hora secum habuit colloquium (der zur selben
Zeit eine Versammlung abhielt). Als Begleitung des Grafen werden durch die
Zeugenreihe greifbar Bruno von Blankenstein, die Brüder Bruno und Werner von
Hornberg, der gräfliche Ministeriale Heinrich von Falkenstein sowie dann unter
der Führung des Schultheißen Otto die Freiburger Ratsmitglieder Konrad Snewlin,
Hugo und Heinrich von Krozingen und Konrad und Hugo von Tußlingen9.

Auf üsenbergischer Seite zeugten schließlich die Schultheißen von Endingen
und Kenzingen sowie Kuno von Schweighausen, ein Mitglied der Familie Zünde
sowie Walter Brenner. Aufgrund des Rahmens, in dem diese Beurkundung
stattfand, wird man davon ausgehen können, daß es sich hier um den engsten
Gefolgschaftskreis des Üsenbergers handelte. Es deutet sich an, daß der Bereich
um Endingen und Kenzingen, das Kernstück der andlauischen Besitzungen, unter
Rudolf I. bereits eine zentrale Stellung innerhalb des üsenbergischen Wirkungsfeldes
einnahm.

Deutlich wird dies durch das, was weiterhin in dieser Urkunde schriftlich niedergelegt
wurde: Ein Teil des Gutes, mit dem Rudolf von Üsenberg das Kloster
Tennenbach belehnte, hatte ihm zuvor sein Eigenmann, der Ritter (miles) Johannes
von Kenzingen aufgelassen. Ein anderer Teil kam als aufgelassenes Lehen Heinrichs
von Falkenstein durch Rudolf an das Kloster. Dieses Gut hatte Rudolf am
13. Mai 1219 von dem Grafen Rudolf von Habsburg im Tausch gegen ein Gut
in Endingen erhalten. Dieses Tauschgeschäft wurde nun, da es möglicherweise
bislang nicht schriftlich fixiert worden war, ausführlich in dem Dokument vom
16. November wiedergegeben. Es hatte, so ließ Rudolf von Üsenberg ausdrücklich
festhalten, in Castro nostro Kurinberc in prima porta superiori (auf unserer
Burg Kirnburg, beim ersten oberen Tor) stattgefunden. Unter den Zeugen waren
Johannes von Kenzingen sowie der Schultheiß von Kenzingen10.

Die explizite Beschreibung des Actumortes und vor allem die Betonung des
Eigentumsverhältnisses ist außergewöhnlich. Bedenkt man, daß dies in einer
Urkunde festgehalten wurde, die am Rande eines von Graf Egeno von Urach
einberufenen Kolloquiums ausgestellt wurde, und der Graf selbst hier als Zeuge
fungierte, könnte man es vielleicht als Demonstration der eigenen herrschaftlichen
Position gegenüber dem Grafen deuten. Bedeutsam ist auf jeden Fall, daß hier die
Kirnburg als wichtige Burg des Üsenbergers greifbar wird.

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