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Fischhändler an der vischbenke, erwähnt 1302 und 1364, und jener der Kleiderhändler
an einem weiteren Ort. Die Herren waren sich also der Wichtigkeit des
Handels bewußt geworden, eines Handels, der die Stadt aufwertete und sie zu
einem regionalen Handelszentrum machte. Dies spiegelt sich auch im Rappolts-
weiler Maß, das bereits im Jahre 1364 erwähnt wird.
Wie sah es um 1298 mit der Wirtschaft dieser Gegend im allgemeinen aus?
Wir besitzen keine gründliche Gesamtstudie, die uns eine genauere Darstellung
erlauben würde, außer der Arbeit von Tom Scott, die die wirtschaftliche Situation
am Oberrhein im späten Mittelalter beschreibt20. Jedoch sind die älteren Arbeiten
von Hektor Ammann und die gerade erschienenen Studien von Odile Kammerer
für einzelne Bereiche und Aspekte sehr instruktiv21. Die Quellenlage zum wirtschaftlichen
Leben im spätmittelalterlichen Rappoltsweiler ist allerdings äußerst
spärlich. Für die Zeit des 14. Jahrhunderts haben sich weder ein Kaufhausbuch
noch Rechnungen der Stadt oder der Herrschaft erhalten, und die Urbare erwähnen
nur die Zinsen aus den Bodenerträgen oder den Zehnten betreffende Schätzungen.
Aber es läßt sich beobachten, daß der wirtschaftliche Betrieb mehr und mehr
einer Regelung unterlag. Wohl einer Gewohnheit zufolge wurden einzelne Örtlichkeiten
des Warenverkehrs nach den Berufen definiert. So hören wir von einer
Fleischlaube (1342), von Fischbänken (1364), von der Sinne (Eichen der Fässer,
1365), von der oberen Watlaube (Tuchwarenhandel, 1388), von einer Metzig und
von Brotbänken (1402)22.
Demnach waren also im 14. Jahrhundert die wichtigsten Gewerbetreibenden auf
dem Markt anwesend, wo sie über bestimmte Örtlichkeiten für den Warenverkehr
verfügten. Doch von Wein und Getreide ist für diese Zeit keine Rede. Es gab in
Rappoltsweiler ebenso wie in den anderen Städten der Rappoltsteiner weder einen
Wein- noch einen Kornmarkt. Dennoch sind Wein- und Weizenhandel im lokalen
Verkehr bemerkbar: Die Gastwirte setzten einen Teil des Ertrages ab. Aber für den
Fernhandel sorgten die Weinsticher, die zwischen Verkäufer und Käufer als Sachverständige
auftreten - es handelt sich hauptsächlich um Großhändler aus Colmar,
Basel und Straßburg. An Ort und Stelle begnügte man sich mit dem Überwachen
des Verkehrs, mit der Eichung und der Verladung der Fässer.
Dies wird aus dem Statutenbuch von 1403 deutlich, worin ein Gesamtbild des
Rappoltsweiler Wirtschaftslebens zu finden ist, so wie es ein Jahrhundert nach der
Erweiterung der städtischen Siedlung im 13. Jahrhundert aussah23. Der amtlichen
Ordnung der Stadt ist eine Reglementierung beifügt, welche die in Rappoltsweiler
der Anzahl nach bekannten Gewerbe betrifft. Es handelt sich um die Kodifizierung
älterer Gebräuche, wie es die Einleitung andeutet: In dem jähre da man zahlte von
Gottes geburte vierzehn hundert und drü jare is diss büech hernüwert. Zunächst
geht es hier um die Berufe, die mit dem Wein zu tun haben, zuallererst um die
Weinsticher: Sie sollen mit den reichen wie mit den armen Produzenten gerecht
verfahren und dürfen kein anderes Gewerbe ausüben. Die Zahlung erfolgt direkt
nach Abschließung des Kaufgeschäfts, und die Gebühr an die Herrschaft (ein Heller
pro Ohm) wird sofort erhoben. Das Geschäft findet bei dem Winzer statt.
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