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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 2.2003
Seite: 138
(PDF, 36 MB)
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Judas (28. Oktober) statt. Dem Privileg nach durfte wie üblich in einem Umkreis
von zwei Meilen kein anderer Jahrmarkt stattfinden.

Betrachten wir zum Schluß die Gegend in ihrer allgemeinen Entwicklung: Während
sie im 13. Jahrhundert einen bemerkenswerten Aufschwung erlebte, bietet
sich für das 14. und 15. Jahrhundert ein eher trostloser Anblick. Es war die Zeit
wirtschaftlicher Depression, die durch das Fehlen einer festen Währung, durch
das demographische Tief, das seinerseits eine Folge der in der zweiten Hälfte des
14. Jahrhundert grassierenden Seuchen und der Kriege war, die im 15. Jahrhundert
periodisch die Länder verheerten, herbeigeführt wurde. Näheres läßt sich allerdings
für das Elsaß nicht feststellen, da wir überhaupt keine Zahlenangaben zu
dieser wirtschaftlichen Entwicklung haben, abgesehen von einigen Angaben über
Straßburg und Basel. Wie aber haben die uns interessierenden kleinen Städte diese
Depression erlebt? Hier bestanden wohl von vornherein weniger günstige Rahmenbedingungen
als in den großen Städten Straßburg, Colmar, Freiburg und Basel
, die über bedeutende Geldreserven und feste, gegen Kriegsgefahr Schutz bietende
Ringmauern verfügten. Ein weiterer Faktor in dieser Phase wirtschaftlichen
Niedergangs war die Verfolgung und Vertreibung der Juden im 14. Jahrhundert: Die
1311 urkundlich erwähnte jüdische Gemeinde von Rappoltsweiler verschwand nach
1448 gänzlich, nachdem sie bereits 1338 systematisch verfolgt worden war25. Sie
hatte wahrscheinlich eine nicht unwichtige Rolle im Weinhandel und in der allgemeinen
Wirtschaft gespielt26.

In Wirklichkeit blieb der Markt von Rappoltsweiler ein bescheidenes Unternehmen
, das den Rappoltsteinern im Vergleich zum Ertrag der Weinberge und
zu den an die Herrschaft zu entrichtenden Gebühren wahrscheinlich nur ein geringes
Einkommen verschaffte. Nach den Kriterien von Franz Irsigler für eine
„Weinstadt" im Moseltal27 entsprach Rappoltsweiler nicht ganz dieser Definition,
vor allem was den Handel angeht. Rappoltsweiler liegt in der Nähe von Colmar,
wo ein schon 1305 erwähnter Jahrmarkt am Fuß der Weinberge stattfand und wo
günstige Beförderungsmöglichkeiten auf dem Wasser existierten. Es bestand auch
eine Konkurrenz mit den anderen Städten des Weinlands (Türckheim, Reichenweier
, Rufach...). Mit Ausnahme von Colmar gelang es keiner Stadt, die anderen
zu übertreffen - ein charakteristisches Merkmal des elsässischen Handels im 14.
und 15. Jahrhundert, als der Weinbau sein maximales Ausmaß erreichte.

Nach der von Irsigler festgesetzten Hierarchie28 gehörte Rappoltsweiler also zur
Kategorie der Lokalmärkte. Alles in allem erscheint der Markt als eine für die Einwohner
von Rappoltsweiler wichtige Angelegenheit, er weckte aber kaum das Interesse
der Stadtherren. Eigentlich befaßten sich die Rappoltsteiner reichlich spät
mit dem Handel, und zwar erst, als 1506 der Abbau der berühmten Silbergruben
von Markirch begann. Natürlich waren die Rappoltsteiner nicht so mächtig wie die
Grafen von Freiburg oder wie die Habsburger. Aber welche Mittel hatten sie überhaupt
, um ihre Herrschaft auszuüben? Sie bereicherten sich bisweilen durch Raub
und nahmen Geiselgelder (im Jahre 1384 ist zum Beispiel der englische Ritter
Harleston gefangen genommen worden).

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