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Andererseits hatten sie viele Schulden und mußten etwa Bergheim für 1500 Pfund
verkaufen. Zu den Mitteln der Herrschaftsausübung der Rappoltsteiner zählten auch
ihre Präsenz an den fürstlichen Höfen und ihre allerdings geringen Einkünfte aus
der Grundherrschaft. Um 1298 beliefen sich diese Erträge auf 116 Pfund Silber, 138
Ohm und 32 Fuhren (carratae) Wein, 531 Hühner mit einer Gans29. Zu den Mitteln
der Herrschaft zählten auch noch die Gewerfe (Steuern) und die Frevel (Gerichtsbußen
). Die Einkünfte aus dem Weinbau waren demnach am wichtigsten. Der
Wein wurde wahrscheinlich mit großem Gewinn verkauft, wie es das Rechnungsbuch
Konrads von Weinsberg deutlich zeigt30.
Im Spätmittelalter beschränkten also die Herren von Rappoltstein ihre wirtschaftliche
Tätigkeit auf die Erhebung der herrschaftlichen Gebühren und der
Grundrenten und auf eine Überwachung des Handels und des Handwerks aus der
Ferne. Und in der Tat, wie hätte sich ein Adliger dazu herablassen können, sich mit
Handel und Geschäften abzugeben31?
Anmerkungen
* Übersetzt von Jean-Jaques Schumacher, Universite de Franche-Comte, Besancon.
1 Rappoltsteinisches Urkundenbuch, 5 Bde., bearb. von Karl ALB RECHT, Colmar 1891-1898 (im
folgenden zitiert als RUB); Rudolf BRIEGER, Die Herrschaft Rappoltstein. Ihre Entstehung und
Entwickelung (Beiträge zur Landes- und Volkeskunde von Elsaß-Lothringen 31), Straßburg 1907,
S. 14 ff.
2 RUB (wie Anm. 1), Bd. I, Nr. 50 f. S. 63 f.
3 RUB (wie Anm. 1), Bd. 1, Nr. 233 S. 161.
4 De rebus alsaticis ineuntis saeculi XIII, in: MGH Scriptores 17, Hannover 1861, ND Stuttgart 1990,
S. 236.
5 Gilbert MEYER, Les trois chäteaux de Ribeauville, in: Congres archeologique de France 140 (1982),
S. 91 -103; Charles-Laurent S ALCH, Nouveau Dictionnaire des Chäteaux Forts d'Alsace, [Mulhouse]
1991, S.257-263.
6 RUB (wie Anm. 1), Bd. 1, Nr. 75 S. 79.
7 Ebd., Nr. 92 S. 92.
8 Ebd., Nr. 185 S. 139.
9 Medard BARTH, Handbuch der elsässischen Kirchen im Mittelalter, Strasbourg 1963, Sp. 1093 f.
10 Vgl. Joseph M.B.CLAUSS, Historisch-topographisches Wörterbuch des Elsass, Zabern 1914, S. 867-
874; Atlas des villes medievales d'Alsace, bearb. von Francois HIMLY, Nancy 1970, S. 98 f.
11 Am Ende des 13. Jahrhunderts werden in den Texten die Namen, Stadt' und, Dorf' für die verschiedenen
Viertel von Rappoltsweiler gebraucht, es werden zwei Städte und zwei Viertel oder Dörfer erwähnt.
Nach 1400 werden die vier Teile von Rappoltsweiler Städte genannt. Am Ende des 15. Jahrhunderts
findet man in den Dokumenten nur noch die Bezeichnung ,Stadt'. Aber die juristische Bezeichnung
,Stadt' ist nur für die Alte und die Neue Stadt angebracht. Die Neue Stadt wurde umbenannt und
trug im Laufe des 14. Jahrhunderts den Namen ,Mittlere Stadt'. Die Bezeichnungen ,Unterstadt'
und ,Niedere Stadt' betreffen dasselbe Viertel.
12 Archives departementales du Haut-Rhin (Colmar) E 826.
13 RUB (wie Anm. 1), Bd. 3, S. 255; Lucien SITTLER, Un seigneur alsacien de la fin du Moyen Age:
Maximin ou Smassmann Ier de Ribeaupierre, 1398-1451 (Collection d'etudes sur Fhistoire du droit
et des institutions de 1'Alsace 9), Strasbourg 1933.
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