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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 2.2003
Seite: 141
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-02/0143
Bürger als Akteure: Zum Verhältnis von habsburgischen
Landesherren und ihren Städten zwischen Oberrhein und
Alpen im 13. und 14. Jahrhundert

Martina Stercken

Im Unterschied zu den Bewohnern der ältesten Städte gelten die Bürger der
Städte, die in großer Zahl seit dem 13. Jahrhundert neu entstanden sind, keinesfalls
als pressure group für die Entfaltung des mittelalterlichen Bürgertums. Ihre
Rolle im Herrschaftsverhältnis wird in vielen Untersuchungen auf diejenige als
Empfänger von Privilegien oder als Steuer und Kriegsdienst leistende Landsässige
reduziert. Zwar ist die Politik solcher Städte gegenüber der Landesherrschaft im
Rahmen der Auseinandersetzung mit der Ständebildung im ausgehenden Mittelalter
betrachtet worden1. Aber auch in diesem Kontext stand nicht der Beitrag der
Bürgerschaft, sondern vielmehr der kollektive Einfluß im Vordergrund, den die
Städte zusammen mit der Ritterschaft und dem Klerus oder gar den Bauern auf die
Finanzpolitik, Gesetzgebung und Nachfolgeregelungen des Landesherrn besaßen.

Die vorherrschende Beurteilung von Städten als Herrschaftsobjekt läßt sich aus
dem Umstand verstehen, daß sie als städtische Kleinformen mit weniger als 2000
Einwohnern kaum politisches Gewicht entfalten konnten und immer auf einen
Schutzherrn angewiesen waren2. Hinzu kommt die begrenzte mittelalterliche Überlieferung
für diese Städte. Sie gibt durchaus Hinweise auf den Stadtstatus, auf die
Vorrechte der Bürgergemeinde, auf die bauliche Entwicklung und besonders auf
die zentralen Funktionen der Städte im Siedlungsnetz3. Sie läßt jedoch in der Regel
nicht ohne weiteres Handlungsweisen der Bürger im Verhältnis zu ihrer Herrschaft
erkennen. Die Betrachtung von Städten aus dem Blickwinkel herrschaftlicher
Politik ist schließlich auch aus forschungsgeschichtlichen Vorgaben zu erklären.
Vielfach nämlich ist die Erforschung von kleinen Städten vor dem Hintergrund
des nachhaltigen Interesses deutscher Geschichtsschreibung an der Konzentration
staatlicher Gewalt in Herrschaftsgebieten des Adels erfolgt4. Die Blickrichtung zu
ändern und - trotz der schwierigen Quellenlage - nach dem Handlungsspielraum
kleinstädtischer Bürger gegenüber der Landesherrschaft zu fragen, verspricht sowohl
Aufschlüsse über die Realität idealer Vorstellungen von bürgerlicher Autonomie
in landesherrlichen Städten und Formen städtischer Herrschaftsbindung wie
auch die Etablierung von Herrschaft über Städte.

Die folgenden Überlegungen werden die Bürger habsburgischer Städte westlich
des Arlbergs in den Mittelpunkt rücken und ihre Aktionsmöglichkeiten
gegenüber der Herrschaft während des 13. und 14. Jahrhunderts, also in der
Periode des Landesausbaus durch die habsburgischen Grafen und österreichischen
Herzöge, beschreiben. Ausgeblendet wird das Verhältnis von Bürgern
nicht-habsburgischer Städte zur habsburgischen Landesherrschaft. Und auch die

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