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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 2.2003
Seite: 165
(PDF, 36 MB)
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territoriale Zersplitterung und das Ringen um Lebensraum unter den Mittel- und
Kleinstädten anscheinend am weitesten fortgeschritten waren. Dank eines florierenden
, hauptsächlich für den Export bestimmten Weinbaus sowie des Anbaus
von Industriepflanzen verlor die für die zentralörtliche Theorie Walter Christaliers
ausschlaggebende Rolle eines Absatzgebietes im unmittelbaren Hinterland weitgehend
an Bedeutung. Aus herrschaftlicher Perspektive traten daher Regalrechte
wie Marktprivilegierungen und die Durchsetzung von Banngerechtigkeiten, etwa
dem Marktzwang und der Bannmeile, ebenfalls in den Hintergrund. Vielmehr
wollten sich die Herrschaften durch Zölle und Wegegelder am Durchgangsverkehr
bereichern, wobei die Kontrolle über ein flächenmäßig in sich geschlossenes Territorium
hinter die punktuelle Aufstellung von Zollstätten zurücktrat.

Im südlichen Oberelsaß in den Ämtern des vorderösterreichischen Sundgaus dagegen
wurden Stadt und Land als eine Einheit verwaltet, die einerseits die wirtschaftspolitische
Ausstrahlung der Amtsstädte gehemmt haben mag, andererseits jedoch
einer Gefährdung ihrer Zentralität als Vororte des jeweiligen Amtes entgegenwirkte.
Zu einem echten Zusammenprall widerstreitender herrschaftlicher Interessen über
die wirtschaftliche und kommerzielle Stellung ihrer Landstädte kam es dafür am
rechten Rheinufer im Breisgau, wo zwei Fürstenhäuser, Baden und Habsburg, mit
ungefähr gleichem Gewicht die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Territorien infolge
ungünstiger räumlicher Gliederung nur auf Kosten des anderen fördern konnten.

//.

Treten wir also der Lage der Mittel- und Kleinstädte etwas näher. Sie alle dienten
vornehmlich als Marktorte für den Absatz landwirtschaftlicher Güter; es verbergen
sich jedoch hinter dieser an sich banalen Erkenntnis erhebliche Variationen.
Die Mittel- und Kleinstädte entlang der III in der oberelsässischen Rheinebene
nahmen eher eine Verteilerfunktion als Umschlagplätze für den Wein aus den Gemeinden
des Vogesenrands wahr, als daß sie als Märkte vom Austausch mit ihrem
Umland lebten3.

Andere Mittel- und Kleinstädte traten als Zentren spezialisierter Produktion
hervor, ohne daß diese das Wirtschaftsleben im weiteren Umkreis entscheidend
geprägt hätte. So blieb beispielsweise die Edelsteinschleiferei Waldkirchs ein auf
die Stadt beschränkter Wirtschaftszweig4; die Meister haben das Handwerk für
sich behalten und nicht auf das Elztal etwa durch Verlag auszudehnen versucht.
Dagegen gelang es den Zwilchwebern im sundgauischen Masmünster, deren Tuche
auf der Frankfurter Messe abgesetzt wurden, die Bevölkerung des Dollertals
in die Vorstufen der Tuchherstellung einzubinden5, die Produktion hat sich aber
nicht auf die angrenzenden Täler ausgeweitet. Die Salmfischerei Rheinfeldens,
deren Produkte auf den Basler Markt geliefert wurden und somit einen regionalen
Absatz fanden, hat ebenfalls zu keiner Intensivierung des lokalen Marktaustausches
geführt6.

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