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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 2.2003
Seite: 168
(PDF, 36 MB)
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Gengenbach und Zell am Harmersbach in der Ortenau, die von untergeordneter
Bedeutung blieb, einmal ab. Uns begegnet vielmehr eine Reihe von Territorialstädten
, welche die Landstandschaft besaßen, oder Landstädten unter adliger
Herrschaft. Außer Freiburg hat keine eine Bevölkerungszahl von mehr als 3000

- wahrscheinlich sogar etwas weniger - erreicht. Besonders im Breisgau fällt indes
der Kontrast auf zwischen einer auf die Zähringer zurückgehenden und von
den Habsburgern beerbten Herrschaftsausweitung, die auf Urbane Stützpunkte
zentriert war, und den weitaus selteneren markgräflichen Stadtgründungen. Anfang
des 15. Jahrhunderts kam es zwar zu einem Schub von Wochen- und Jahr-
marktprivilegierungen in der Markgraftschaft Hachberg und im Markgräfierland

- Emmendingen, Eichstetten und Badenweiler -, die Gemeinden blieben jedoch
Marktflecken; erst 1590 wurde Emmendingen zur Stadt erhoben16.

Die zurückhaltende Einstellung der Markgrafen gegenüber Stadtgründungen
ging einher mit ihrem resoluten Kampf gegen die vorderösterreichischen Städte
, welche Ausbürger auf dem Lande aufgenommen hatten. Daß landesherrliche
Städte Pfahlbürger, wie die bäuerlichen Ausbürger genannt wurden, überhaupt
aufnehmen konnten, gilt ohnehin als ein verfassungsrechtliches Kuriosum. Seit der
Goldenen Bulle von 1356 war es allen Städten, zumal den Reichsstädten, nämlich
untersagt, Pfahlbürger aufzunehmen; die habsburgischen Städte im Breisgau haben
dennoch ihre Ausbürgerpolitik fortgesetzt17. Daran waren nicht nur die Mittelstadt
Freiburg, sondern auch Breisach, Neuenburg und wohl Endingen als kleinere Territorialstädte
beteiligt, bis der in der Mühlburger Richtung 1424 gefundene Ausgleich
dem Krieg zwischen Baden und den habsburgischen Städten des Breisgaus
samt ihren Verbündeten, der sich vornehmlich um die Pfahlbürgerfrage drehte, ein
Ende setzte18. Im Laufe des 15. Jahrhunderts schwand die Zahl der vorderösterreichischen
Pfahlbürger auf markgräflichem Gebiet zusehends dahin, obgleich sie
sich in den Dörfern des habsburgischen Breisgaus behaupten konnten. Doch auch
hier war ihre Existenz gefährdet: Freiburgs bäuerliche Ausbürger wurden zunehmend
Druck von Seiten der Dorfherren ausgesetzt, die in manchen Fällen sogar
selber im Ausbürger- bzw. Satzbürgerrecht der Stadt saßen. Bis 1500 hat sich die
Stadt ihrer drei größten Ausbürgergemeinden durch Verkauf an die Dorfadligen
entledigt. Freiburg hatte inzwischen seine Pfahlbürger ohnehin den herrschaftlichen
Leibeigenen rechtlich gleichstellen müssen19. Das gleiche trifft auch für
Breisach zu, dessen bäuerliche Ausbürger, als Eigenleute bezeichnet, in mehreren
vorderösterreichischen Dörfern um den Kaiserstuhl bis ins 17. Jahrhundert anzutreffen
sind, darunter eine größere Gruppe zu Merdingen, die als Gemeinde eine
jährliche Pauschalsteuer zu entrichten hatte20.

Der Stellenwert dieser Ausbürgerpolitik in wirtschaftlicher Hinsicht gibt sich
erst dann zu erkennen, wenn man sie in Beziehung zur städtischen Territorialpolitik
setzt. Hier denkt man wiederum nicht in erster Linie an Land- sondern an
Reichsstädte; im Breisgau aber konnten sowohl die Mittelstadt Freiburg als auch
das kleinere Breisach, wenn auch in bescheidenerem Umfang, Landgebiete unter
städtischer Herrschaft offenbar mit stiller Duldung der Habsburger aufbauen. Bei

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