http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-02/0172
Abb. 3: Links der Markt Heitersheim, rechts die Johanniter-Kommende um 1660
(Matthäus Merian, Topographia Alsatiae, 1663)
tischen Zunft und den freien Zugang zum städtischen Markt verwehrte und ihnen
zugleich Sonderregelungen ihres Handwerks auferlegte24. Insgesamt herrschte der
Geist des Protektionismus, der Autarkie und der Risikominderung vor.
Trifft das Urteil für die Hauptstadt des Breisgaus zu, so gilt es um so mehr für
die Kleinstädte und Marktflecken. Die Gründung neuer Märkte im Breisgau nach
1400 sollte - aus moderner volkswirtschaftlicher Sicht - ein Defizit an zentralen
Orten im Sinne Christallers kompensieren; sie hat mittelfristig durch Belebung
des innerregionalen Güteraustausches sicherlich zur Überwindung des spätmittelalterlichen
Konjunkturtiefs beigetragen. Über einen längeren Zeitraum wurde sie
indes zum Verhängnis, weil die Marktförderungspolitik durch überlappende Einzugsbereiche
und Absatzgebiete Reibungspunkte zwischen den Territorialherren
schuf. Die Marktgründungen der Markgrafen von Baden oder der Feudalherren
des österreichischen Breisgaus - es seien Biengen, Offnadingen, Ehrenstetten und
Heitersheim aufgeführt - haben kein regionales Netz von Märkten mit sich gegenseitig
ergänzenden Terminen geschaffen: Genau das Gegenteil haben sie - etwas
überspitzt formuliert - bezweckt und bewirkt. Es besteht durchaus ein logischer
Zusammenhang zwischen den badischen Marktgründungen im Jahre 1418 und
den Bemühungen Markgraf Bernhards, den Einfluß der habsburgischen Städte auf
markgräflichem Gebiet zurückzudrängen, die 1424 in der Mühlburger Richtung
gipfelten25. Bis auf etwa zweihundert Jahre wurden die Beziehungen zwischen Baden
und Habsburg auf lokaler Ebene im Breisgau wirtschaftspolitisch durch langwierige
Marktstreitigkeiten getrübt; eine Geschichte, die ich anderswo ausführlich
dargelegt habe und hier nicht wiederholen möchte26. Da es dabei vornehmlich um
die Frequenz der Wochenmärkte ging, richten wir statt dessen einen kurzen Blick
auf die Jahrmärkte.
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