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rechtsrheinischen Wirtschaft abermals unter Beweis gestellt. Es sind jedoch einige
Frühjahrsmärkte zu verzeichnen, deren Termine sich nach dem beweglichen Osterfest
richteten.
Aus welcher Entfernung die Marktbesucher kamen, ist heute nicht mehr zu
ermitteln. Daß sich der Einzugsbereich auf den Breisgau und den Schwarzwald
beschränkte, muß als wahrscheinlich gelten; allein die Mittelstadt Freiburg konnte
sich eines größeren Besucherkreises erfreuen27. Breisach und Neuenburg dürften
aber dank ihrer Schaltstelle an Rheinübergängen Besucher aus dem Elsaß
beherbergt haben. Um 1500 waren die Jahrmarkttermine trotz ihrer erheblichen
Vermehrung gegen die Jahrhundertwende noch nicht so zahlreich, als daß man
von einer handelsverzerrenden Konkurrenz sprechen könnte. Dennoch kam es zu
einigen ungünstigen Terminsetzungen. Die Ballung der Termine um Martini war
der Frequenz und dem Umsatz der Jahrmärkte zu Freiburg, Emmendingen, Staufen
und Neuenburg gewiß abträglich. Der 1465 auf Fronleichnam gesetzte Jahrmarkt
in Freiburg konnte sich in bestimmten Jahren bei spätem Osterfest mit dem
bereits bestehenden Jahrmarkt nach Mittsommer überschneiden; um 1550 bestanden
beide Sommermärkte nicht mehr, nachdem 1516 Kaiser Maximilian den In-
vocavitmarkt als Ausgleich für den schwindenden, nach Straßburg abwandernden
Besuch des Mittsommermarkts privilegiert hatte28. Die Verlegung des Badenweiler
Jahrmarkts 1498 nach Britzingen erklärt sich wohl nicht aus Standortrücksichten,
sondern aus den Terminüberschneidungen mit dem Jahrmarkt zu Sulzburg am Tage
davor und vielleicht mit dem Lörracher Jahrmarkt eine Woche danach, denn der
neu aufgerichtete Markt zu Britzingen wurde auf den Montag nach Trinitate vorverlegt29
. Innerhalb des Markgräflerlandes haben also die badischen Fürsten zunächst
keine wirtschaftlich durchdachte Marktpolitik verfolgt. Auch die rasch erfolgte
Umterminierung des Burkheimer Jahrmarkts von Jacobi auf Udalrici zeugt von
herrschaftlicher oder städtischer Unsicherheit in wirtschaftlichen Angelegenheiten
bzw. von einem rudimentären Informationsstand30. Das braucht nicht weiter zu
verwundern, da die Marktgründungen, wie hinlänglich bekannt ist, in erster Linie
herrschaftlichen und fiskal-rechtlichen Interessen dienten, so daß es fast zwangsläufig
zu einer verzerrten Verteilung von Marktorten kommen mußte31.
IV.
Die spätmittelalterlichen Marktgründungen im Breisgau haben den Unterschied
zwischen Territorialstädten mit Marktgerechtigkeiten einerseits und Dörfern
ohne rechtliche Privilegien andererseits nivelliert, indem sie die althergebrachte
wirtschaftlich-funktionale Autonomie der Marktstädte weitgehend verwischten.
Stadt und Marktflecken waren künftighin innerhalb eines Spektrums von zentralen
Orten anzusiedeln. Für die Mittelstädte, die eine Vorrangstellung als regionale
Knotenpunkte einnahmen und erhebliches wirtschaftliches Eigengewicht besaßen,
blieb diese Entwicklung ohne schwerwiegende Folgen. Die Kleinstädte sahen sich
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