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er ein streitbarer Untertan gewesen zu sein, so führte er 1757 bis 1761 gegen die
Gemeinde einen Prozess wegen umstrittener Weidrechte der Vogtei.
Dass Langendorf bei der Bevölkerung nicht sehr beliebt war. zeigen auch die
Umstände seines Todes am 14. Oktober 1773. Als er nämlich aus dem „Gasthaus
Sonne" in Vogelbach nachts um 11 Uhr heimging, wurde er nicht weit von seinem
Haus entfernt mit einem Flintenschuss und durch einen Stich in die Seite jämmerlich
ermordet und dann mit einem Pferd in den Wald geschleift und über einen
hohen Felsen hinabgestürzt. Sein Sohn Johann Georg wanderte, nachdem er jung
zum Witwer wurde, im Jahre 1781 in den Raum Karlsruhe und wurde dort sess-
haft.
Während eines großen Hochwassers am 20. Juli 1758, bei dem das Schulhaus
und die Waltnerische Mahlmühle zu Marzell vollständig von den Fluten weggerissen
wurden, ist auch des Sägmüllers Sturm Gewerbe zum Teil fortgeflößt und die
Hanfreibe bei der Tantenmühle in Malsburg von Grund auf vom Wasser mitseris-
sen worden. Unvorstellbare Wassermassen schössen bei dem schweren Unwetter
von den Hängen des Blauen. Stockbergs. Kanderner Waßen. Meyerskopfs und den
Gleichen ins Tal und verwüsteten dabei auch alle Wege. Stege und Brücken. Pfarrer
Jacob Adam Lacoste sowie der Vogt der Vogtei Vogelbach. Hans Meyer, und
der Stabhalter von Marzell. Johannes Hafner, verfassten bereits am 24. Juli 1758
eine Bittschrift an das markgräfliche Haus und baten um Unterstützung für die ins
große Elend gestürzten Bew ohner. Am 25. August beschreiben der junge Müller
Matthias Waltner sowie der Sägmüller Hans Jörg Sturm aus Marzell noch einmal
aus ihrer Sicht die schreckliche Situation. Waltner gibt an. dass sein Haus und
die Mahlmühle völlig verschwunden seien, so dass man nicht einmal mehr sieht,
wo sie gestanden haben. Auch Sturm meldet, dass sowohl an der Säge als auch
an Haus und Scheuer alles Holzwerk verrissen, verdreckt und z. T. auch fortgeschwemmt
w urde. Der Schaden an der Liegenschaft der Waltners liege über 2000
Gulden, beim Sturm um 200 Gulden.
Um den großen Schaden einigermaßen zu lindern, werde vor allem unentgeltliches
Holz aus den herrschaftlichen Waldungen dringend gebraucht. Förster Fischer
sowie der beauftragte Zimmermann errechnen für die neue Aufrichtung der Walt-
nerischen Mühle 116 Stämme Holz, die Sägemühle bräuchte für die Reparatur 23
Stämme. Ende September desselben Jahres kommt ein ablehnender Bescheid, so
dass Waltner am 30. Januar 1759 noch einmal ein eigenes Bittgesuch schreibt mit
der flehentlichen Bitte, ihm doch wenigstens die Hälfte des erforderlichen Baugeldes
zu erlassen. Die Summe, die er für das Holz bezahlen sollte, belief sich auf 33
Gulden und 18 Kreuzer.
Auch ein drittes Bittgesuch kurz danach wird von der Herrschaft abgelehnt, so
dass der junge Müller Matthias Waltner eine sehr schwierige Situation zu meistern
hatte. Seine neue Mühle baute er etwas weiter unten im Tal. genau an der Stelle,
wo heute das wieder schön hergerichtete Gasthaus „Alte Mühle*" am Ortseingang,
nicht weit von der Mündungsstelle des Redschenbaches in die Kander, steht. Die
Mühle stand dort sicherer, und das Mühlrad hatte auch stets genügend Wasser für
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