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Nachbar in einer gewissenlosen strafbaren Freveltat die Bannsteine selbst ausgegraben
und zu seinen Gunsten versetzt.
Der Prozess beschäftigte natürlich auch die Bewohner des ganzen Tales, und so
konnte der damals amtierende Pfarrer Jakob Adam Lacoste im Laufe des Jahres
1753 auch folgende Begebenheit beisteuern. Als der Vogtmann der Rißmännischen
Kinder. Hans Kiefer, im Januar 1753 das Zeitliche segnete, soll er ihm auf
dem Sterbebett eröffnet haben, dass St. Blasien auf den Höfen zu Lippisbach und
Kaltenbach mehr Güter, als ihm eigentlich gebühre, besitze. Als er damals auf der
unheilvollen Zusammenkunft in St. Blasien dabei war, habe er einen Berain gesehen
, der diese Sachlage eindeutig aufzeige. Damit kam St. Blasien in Bedrängnis,
und der Prozess ging seinem Ende entgegen. Die prozessierende Witwe hatte sich
inzwischen auch wieder verheiratet, aber einer ihrer Söhne sollte auf das Meiergut
zurückkehren. Endlich, am 17. April 1754. gab es ein Hofgerichtsurteil zugunsten
der Familie Rißmann, und der Sohn Simon konnte die Hofhälfte nach 17 Jahren
Verbannung wieder beziehen. Kurz danach, am 28. Juni 1754. fand eine Besichtigung
und Untersuchung des gesamten Lehenguts in Kaltenbach statt. Bei der
Begehung wurde alles genau aufgezeichnet und sämtliche Bannsteine hat man
kontrolliert. Dabei kam man zwischen dem dritten und vierten Stein auch an der
..mit Gebüsch verwachsenen Ruine des alten Kaltenbacher Schloßes" vorbei. Dieser
vierte Stein war für alle unstrittig und stand auf der Waldebnet. Noch im Jahre
1765 wurde zwischen dem fürstlichen Hofgerichts Kollegium in Karlsruhe und
dem ..Geheimen Legations Rath von Fabrice zu Wien" um die Auslagen für den
jahrzehntelangen Prozess gerungen.
Im Jahre 1791 gab es erneut Ärger um den Rißmännischen Teil des Lehenhofes.
Nachdem der Enkel Michael Rißmann ebenfalls wegen häuslicher Zwistigkeiten
den Hof sowie seine Frau und zwei kleine Buben aus lauter Verzweiflung verlassen
hatte, ist er den Werbern des österreichischen Militärs in Rheinfelden erlegen. Das
Schicksal wollte es, dass die Neuangeworbenen zuerst nach Günzburg und von da
nach Wien transportiert wurden. Von dessen Hofkriegsrat ist der Rekrut, da er badischer
Untertan war. dem Regiment, welches damals den Namen Durlach besaß
und von dem badischen Prinzen Christoph kommandiert wurde, zugeteilt worden.
Unter diesem Regiment hat Michael Rißmann seinen ersten Feldzug glücklich
mitgemacht, im zweiten Feldzug aber erkrankte er und starb in einem Spital in
Ungarn. Die Witwe in Kaltenbach wurde von St. Blasien angewiesen, sich nach
einem neuen Ehemann umzusehen.
Ihre erste Ehe mit dem entlaufenen Rißmann wurde rechtskräftig geschieden.
Im Spätjahr 1791 heiratete sie Fritz Wagner, einen Bürgersohn aus Malsburg. Der
Nachbar. Lehenmeier Simon Oßwald. berichtete bald darauf an den Propst auf
Bürgeln. Franz Kreutter. über eigenartige Gepflogenheiten bei seinem neuen Nachbarn
. Wagner, welcher als Interimsverwalter auf dem Hof war. sollte diesen nur so
lange bewirtschaften, bis der Rißmann-Spross volljährig war. Er wurde nun aber
vom Propst abgemahnt, da er eigenmächtig Holz im Lehenwald zum Ausbau des
Hofes gehauen und auch sonst einige eigene Verkäufe getätigt hatte. Weiter wird
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