http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2004-02/0051
habe, worauf beide sich gegenseitig im Gebot hochtrieben, bis der Schildwirt das
Recht beim Wert von 18 Gulden 15 Kreuzer für zunächst 3 Jahre erhielt.
Die zweite angeordnete Steigerung brachte auch kein anderes Ergebnis. Aus
Karlsruhe wird nun angefragt, ob Strubel bereit wäre, im Falle der Transferierung
des Gemeindewirtschaftsrechts auf sein Haus jährlich 5 Gulden an Taxe zu zahlen.
Beide Streithähne wurden zum Oberamt befohlen, wobei es jetzt endlich zu einer
einvernehmlichen Einigung kam. Strubel war mit dem Vorschlag des fürstlichen
Hofrats Kollegium einverstanden. Hug hatte keine Einwände mehr und wegen des
Umgeldes wollten sich beide miteinander vergleichen. Es ist anzunehmen, dass
beide nach dieser Versöhnung auch wieder zusammen am Wirtshaustisch saßen
und sich gemeinsam über die Kapriolen ihrer jeweiligen Gäste lustig machten.
Vielleicht ist dabei auch der Sinneswandel entstanden, das neue Wirtshaus nicht
..Zum Lamm", sondern „Zur Sonne" zu benennen, denn Ende Juli des Jahres
taucht in den Akten immer noch der alte Vorschlag auf. Am 29. September 1767
erhielt Strubel auch die Genehmigung zur Schildwirtschaft in Form von Brief und
Siegel vom Markgrafen Karl Friedrich von Baden mit folgendem Wortlaut ausgehändigt
: ..Wir haben uns gnädigst entschloßen unseren Unterthanen und Bürger
Hans Jerg Strubel zu Vogelbach die Schildgerechtigkeit Zur Sonnen gegen Erlegung
eines Taxes von 95 Gulden zu verleyen."
Der nächste Sonnenwirt war sein Sohn Johann Georg, der aber nicht allzu
glücklich mit seinem Leben war und sich deshalb im Jahre 1808 erst 47-jährig im
Bürgler Wald an einem Baum erhängte. Sein jüngster Sohn gleichen Namens, der
Schuhmacher wurde und nichts vom Wirten hielt, erbaute sich um 1840 ein neues
Haus weiter oben auf der Bergkuppe. Deshalb wurde der unehelich geborene Neffe
Friedrich Strubel der neue Wirt. Auch er hatte aber mit seiner Familie großes
Pech, weshalb er vor Gram bereits 1827 starb. Seine beiden Kinder Johann Georg
und Anna Maria wurden nämlich der Brandstiftung von 1826 beschuldigt, wobei
fast ganz Vogelbach abbrannte. Die Tochter bezichtigte man auch noch des Kindsmordes
. Beide saßen im Zuchthaus in Bruchsal ein, wo Johann Georg auch am
29. April 1828 starb. Anna Maria hat man aus Mangel an Beweisen später wieder
freigelassen.
Infolge dieser furchtbaren Tragödie wurde der 1809 mit der im Haus verbliebenen
Strubeltochter Maria Barbara verheiratete Schuhmacher Johann Jakob Jurd
aus Lütschenbach ab 1827 der neue Sonnenwirt. Im Mai 1846 erhielt Jurd auch
eine Krämereikonzession für sein Haus, und es konnte fortan wieder in Vogelbach
eingekauft werden (bereits um 1750 hatte der Vogt Fritz Mütterer einen Krämerladen
betrieben). Sein Sohn Johann Jakob war dann bis 1873 der Vogelbacher Sonnenwirt
, bevor ihn sein einziger Sohn Jakob Friedrich ablöste. Auch dieser hatte
nur wiederum einen Sohn gleichen Namens, der sich seine Frau aus Demberg hol-
te. Dieser war gleichzeitig der letzte Sonnenwirt in Vogelbach, wobei sich auf dem
Hof mit Landwirtschaft inzwischen eine große Kinderschar um den Küchentisch
versammelte. Im Jahre 1914 brannte das Haus ab, wurde aber wieder an gleicher
Stelle aufgebaut, allerdings diesmal ohne Wirtshausschild ..Zur Sonne".
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