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und weil er ohne Gefahr eine Stunde vor Tag sich auf den Weg machte, und durch
Waldung gehen musste. bekam er einen Schuß und darauf wurde ihm mit einer
Holzaxt der Kopf von einander geschlagen und ein klein Stück vom Weg mit einem
Haufen Steine zusedeckt. Mittlerweile warteten Weib und Kinder mit vielem
Verlangen auf Mann und Vater, man wartete auf Briefe, die er versprochen zur
Nachricht an die Seinigen zu schicken. Sie befragten sich beim Oberamt hin und
wieder, ob nichts Schriftliches dieser Sache wesen eingetroffen, aber es war über-
all umsonst nachgefragt, weil ihm das Lebenslicht ausgeblasen wurde. Da aber
bereits 16 Wochen vorbey und Frau und Kinder fast in Trauer zerfloßen. daß nichts
mehr von ihrem Mann und Vater zu hören und zu vernehmen war, kam ein Viehhirt
, der brachte den Kannister, so Riedacher mit kalten Speisen angefüllt mit auf
den Weg genommen, den Hut. Tabakpfeife und Meßer. die Frau erkannte solches
gleich man suchte nach, da er solches gefunden und man fand den Körper zwar
ohne Fleisch unter einem Haufen Steine, der Hut und Kannister sagte der Hirt,
wäre auf dem dabei stehenden Dornbusch gelegen. Tabakpfeife und Meßer aber
darunter.
Nun hatte der Fischer gewonnen, es war niemand mehr da, der ihm widersprach,
eine arme Wittib und unerzogene kleine Kinder konnten die Sache nicht betreiben,
das Oberamt war keine Hilfe, nun war die Wiese und Mann verloren und mußte
sichs also gefallen laßen.
Dies schöne Stück Guth, wo sie sich und ihre Kinder hätte reichlich nähren
und erziehen können auf eine so unrechtmäßige Weise aus Händen gerißen, der
getreue Mann und Vater der nur das Seinige auf eine rechtmäßige Art wieder
gesucht hatte wurde durch barbarische Mörderhände seines unschuldigen Lebens
beraubet, welches dann verursachte, daß sich die Wittib auf armseligste
Art mußte nähren, die Kinder in ihrer zartesten Jugend unter fremden Leuten
ihr Brot verdienen, und bis auf diese gegenwärtige Stunde dadurch in Armuth
gerathen. Fischer hingegen sich damit bereichert hat. Denn es ist ein Stück Guth.
das am besten Ort liegt, und kaum 40 Schritt von des Riedachers Haus entfernt,
es fließet ein eigenes Waßer in der Mitte durch, so daß die Wiese von beyden
Seiten kann beschwämmt werden, und jährl. 6-7 Wagen voll Heu, auch 4-5
Wagen mit Öhmet geben kann, ohne ein Stück so davon umgebrochen, welches
jährl. mit Korn und Grundbirnen bepflanzet wird, daß eine mittelmäßige Haushaltung
sich wohl damit nähren kann.
Nach geschehener gewaltsamer Ermordung des Riedachers hat sich das Gericht
zu Vogelbach nicht gescheut, dem Fischer Werschaft zu geben, und ist im
Protokoll hauptsächlich beygesetzt. es verkauft Herr Factor Heymann zu Candern
u. s. w., wovon man auch auf Verlangen ein Extract beybringen kann. Der Kaufbrief
wurde auch von Oberamts wegen ohne Anstand corroberiert und mit den
gewöhnlichen Landvogtey Insigel ausgefertiget, weil Herr Landvogt von Leutrum
bey dem so unverantwortlichen Handel selbst zugegen war. und niemand mehr
da wäre, der solches hintertrieben hätte, wurde also des richtigen Besitzes dieses
Guths versichert und festgesetzt und bis dato ihm Fischer niemand darinnen gestö-
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