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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
66.2004, Heft 2.2004
Seite: 98
(PDF, 28 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2004-02/0100
Geschäftspartnern und bedienten sich in selbstverständlicher Weise der allseits
gängigen zeitgenössischen deutschen Schreibschrift.

Zum Briefinhalt

Der vorliegende Brief wurde am 2. April 1858 von Müllheim nach Kippenheim
geschickt und ist die Antwort des Ehepaars Meyer auf eine Zuschrift aus Kippenheim
vom vorhergehenden Tag. Offenbar hatte Samuel Durlacher darin seinen
Müllheimer Verwandten gebeten, spezielle Erkundigungen für ihn einzuziehen, da
er zuvor mehrere Liegenschaften auf Müllheimer Gemarkung, sowohl Acker- als
auch Rebland, „unter Vorbehalt" von einem Müllheimer Bürger angekauft hatte."'
Jakob Elias Meyer verdiente seinen Lebensunterhalt als Kaufmann und Makler
und war auf eine solche Anfrage durchaus vorbereitet. Er wusste, was er zu tun
hatte. Dem Schwager seiner Frau rät er aufgrund seiner Recherchen schließlich ab.
die ausgesuchten Liegenschaften tatsächlich zu erwerben. Diese seien in Wahrheit
„viel zu theuer" von dessen Müllheimer Handelspartner angeboten worden, weil
dieser seinen Landbesitz - nach Meyers Erkundigungen - im Zusammenhang mit
seiner Eheschließung bewusst hoch „angeschlagen" habe, um die Familie seiner
Braut zu einer möglichst hohen Mitgift zu bewegen. Meyer beruft sich bei seiner
Einschätzung auf die Auskunft, die er in der Kürze der Zeit „von 2 hiesigen sachkundigen
Bauern" eingeholt hat. Er schlägt deshalb seinem Schwager vor. den
Preis auf alle Fälle zu drücken, erst dann wolle auch er sich an dem Geschäft beteiligen
: „Wenn du sie für 1100 fl. baar bekommen kannst, so nehme ich Antheil.
aber nicht theurer."

Das Schreiben und der Kontakt zwischen den beiden Männer steht demnach
für das ambitionierte Vorhaben des Kippenheimer Kleinunternehmers Samuel
Durlacher, seinen Besitz auszuweiten und auch in anderen Ortschaften der Region
Grundeigentum zu erwerben. Die Durlachers galten in Kippenheim als besser
situierte Familie. Ein jahrzehntelanger Handel mit Wein und Textilien hatte der Familie
einen gewissen Wohlstand verschafft. Ihre Geschäftstüchtigkeit ermöglichte
es schon der nächsten Generation der Durlachers, die Firma in die weit entfernte
Großstadt Hamburg zu verlegen. Für Samuel Durlacher hingegen war es 1858
noch kein selbstverständliches Unterfangen, außerhalb seines Heimatortes Grundbesitz
zu erwerben. Vier Jahre vor dem Abschluss der Emanzipationsgesetzgebung
für die jüdische Bevölkerungsminderheit befand er sich noch immer im unterprivilegierten
Rechtszustand eines „Schutzjuden" ohne freies Niederlassungsrecht in
Gemeinden außerhalb seines Heimatortes.-' Die Unterstützung eines Mittelsmannes
, in diesem Falle seines in Müllheim ansässigen Verwandten, dürfte demnach
eine wichtige Rolle für ihn gespielt haben.

Während der erste Teil des Schreibens demnach geschäftliche Dinge zum Inhalt
hat. besitzt der zweite Abschnitt privaten Charakter. Geschrieben während der
Tage des jüdischen Pessach-Festes 1858. berichtet die 34-jährige Charlotte Meyer

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