http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2004-02/0125
Die Schreibweise des Dorfnamens zeigte sich in den erwähnten Quellen als
recht variabel. Das ging von „Vegeshein" über „fegenshein" zu „vegishein" und
„vegenshein", je nachdem wie es das Ohr des jeweiligen Urkundenschreibers
wahrnahm. Und selbst wenn man auf eine der schriftlichen Vorlagen zurückgreifen
würde, könnte bei schlechtem Licht oder flüchtigem Überlesen aus einem „vegenshein
" leicht ein „vegershein" werden. Nun lässt sich anhand obiger Dokumente
zwar verfolgen, dass sich ein ,.v" in ein „f" und wieder zurück verwandelte, aber
die Frage bleibt bestehen, ob auch die Wahrscheinlichkeit des Austauschs von ,.v"
und „w" eine vernünftige Grundlage hat. Bei den Recherchen hierzu ergaben sich
überraschende Sachverhalte und interessante Zusammenhänge.
In Urkunden zu Neuenburg aus den Johanniter-Archiven wurden in der zweiten
Hälfte des 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts verschiedene Angehörige einer
Familie Vegesheim genannt. So der bereits verstorbene Cuontz Vegeshein am 28.
November 1404 und die ebenfalls verschiedene Elisabeth Vegeshein(in) am 14.
August 1402.:
Eine traurige Bekanntheit erwarb ein vermutlich derselben Familie zugehöriges
Mitglied. In seiner Chronik von Neuenburg erwähnte Konstantin Schäfer den Edelknecht
..Konrad Vegesheim" von Neuenburg als einen der zahlreichen Gefallenen
auf Seiten des Herzogs Leopold von Österreich in der Schlacht bei Sempach in der
Schweiz am 9. Juli 1386.24' Als Quelle dieser Angabe nannte Schäfer ..Münsters
Kosmographie". Sebastian Münster. 1488 in Ingelheim am Rhein geboren und
1552 an der Pest in Basel gestorben, war Professor in Heidelberg und zuletzt in
Basel. Von seiner 1544 erstmals veröffentlichten Weltbeschreibung erschienen
insgesamt 21 deutsche Ausgaben, davon jedoch nur fünf zu seinen Lebzeiten. Von
der letzten Ausgabe aus dem Jahr 1628 existiert mittlerweile ein Faksimile-Druck.
Darin ist ein Verzeichnis der „Nammen der erschlagenen" enthalten, das einen
„Conrad Wegeßheim" aufführt.25' Als „Conrad Weggeßheim" gibt der Reprint der
Ausgabe von 1588 den Namen des gefallenen Edelknechts aus Neuenburg wieder
.26' Ebenso die davor liegende Ausgabe von 1578. Dagegen enthalten die Ausgaben
von 1558 und 1572 zwar einen Bericht über die Schlacht bei Sempach. aber
keine Namensverzeichnisse.
Welcher Ausgabe der Kosmographie nun Schäfer die Schreibweise ..Vegesheim"
entnommen hatte und ob sie Münster überhaupt jemals benutzte, ist leider nicht
hinterlegt. Ohne größeren Aufwand waren mir nur die genannten Ausgaben zugänglich
. Vielleicht hatte Schäfer auch einfach auf Poinsignon zurückgegriffen, der
1887 vermerkte, dass unter anderen „Conrad von Vegesheim" in einigen Verlustlisten
, „aber nicht ganz verbürgt", angeführt werde.27' Ob damit die Verzeichnisse aus
Münsters Kosmographie gemeint waren und woraus er das Adelsprädikat „von"
entnahm, muss hier leider ungeklärt bleiben. Doch viel wichtiger als diesen Fragen
nachzugehen erscheint mir der nunmehr mögliche Nachweis, dass der gleichwertige
Gebrauch von „V" und „W" als Anfangsbuchstaben tatsächlich erfolgte.
Die in Neuenburg ansässige Familie Vegeshein lässt sich über den Schneider
Johans Vegenshein - anlässlich des am 22. Februar 1376 beurkundeten Erwerbs
123
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2004-02/0125