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sein. Bei der Frage nach der Person, die der ersten Hofsiedlung ihren Namen verlieh
, beschleicht einen das Gefühl einer gewissen Beliebigkeit, mit der die Autoren
ihre Auswahl trafen. Für Fegersheim stand dabei anscheinend überwiegend eine der
späteren (!) Schreibweisen Pate, wenn über einen ..Vegers"": bzw. einen ..Verger"
oder ..Vegir"33' spekuliert wurde. Was Vögisheim angeht, so hatte sich lediglich
Krieger mit Deutungen versucht, die aber offensichtlich wandelbar und allesamt
wenig nachvollziehbar waren. Zunächst mutmaßte er einen ..Vogo" oder ..Vokko""4'
und wenige Jahre später favorisierte er einen ..Fago" oder „Fagi"35'. Da die beiden
Ortsnamen so unterschiedlich nicht klingen, wäre es meines Erachtens nicht verwunderlich
, w enn beide Gründungen auf ein und dieselbe Person zurückgingen.
Gesichert ist. dass sich ein Ministerialengeschlecht nach Fegersheim im Elsass
benannte, dessen erste schriftliche Erwähnung mit dem Schultheiß Rudolf von
Vegirsheim im Jahr 1211 in Straßburg erfolgte.36' Er bezeugte eine Schenkung von
Rebland in Ehenheim. das ein Einwohner der Stadt Straßburg der Abtei Königsbruck
überschrieb. Im Ratsverzeichnis von Straßburg finden wir bis ins 14. Jahrhundert
hinein eine Reihe weiterer Vertreter dieser Familie."' Meist schrieben sie
sich ..von Vegersheim". doch in einer Urkunde vom 19. Juli 1360 trat plötzlich ein
..Reinbolt von Wegersheim" auf.3Sl Also genau in der Schreibweise wie aus dem
Tennenbacher Güterbuch! Und noch einmal begegnet uns diese Diktion mit ..Gosse
Sturm von Wegersheim"39'. etwa aus gleicher Zeit41". Es handelte sich bei diesen
beiden Fällen zwar um Ausnahmen, doch stand ..Wegersheim" gleichbedeutend für
..Vegersheim". wie spätere Nennungen der beiden Namensträger offenbaren. So
findet sich Reinbolt als ..von Vegersheim" in der Straßburger Ratsliste vom 24. Januar
bis 21. Oktober 136741' und Gosse Sturm erscheint in einer Urkunde aus dem
Jahr 1392 ebenfalls als ..von Vegersheim"42'. Wie im rechtsrheinischen Neuenburg
fand also auch im linksrheinischen Straßburg im selben Zeitraum eine gleichwertige
Benutzung der Anfangsbuchstaben ..V" und „W" statt.
Es bleibt noch die Fräse offen nach möglichen Verbindungen zwischen dem Ge-
schlecht derer von Fegersheim. die sich am politischen Leben in der Stadt Straßburg
beteiligten, und der in Neuenburg ansässigen Familie Vegesheim.
Wenigstens eine engere Beziehung zwischen den beiden Städten ist überliefert,
nämlich ein Bündnisvertrag. Jakob der Schultheiß, der Rat und die Gemeinde von
Neuenburg schlössen sich im September 1261 für vier Jahre mit dem Bürgermeister
, dem Rat und der Gemeinde von Straßburg gegen den 1260 zum Bischof von
Straßburg gewählten Walther von Geroldseck zusammen.43' Im Jahr 1261 saßen
zwei Fegersheimer im Rat von Straßburg: Sifrid von Fegersheim. Senior und
Junior.44' Vielleicht kamen die von Fegersheim im Zusammenhang mit diesem
Vertragsabschluss. dem sicherlich Besprechungen und Beratungen zwischen den
Abgeordneten beider Städte vorausgingen, zum ersten Mal mit Neuenburg in Berührung
. Ein Zw eig der Familie mag sich seinerzeit für eine Ansiedlung in Neuenbürg
entschieden haben.
Auch für das 14. Jahrhundert weist eine Quelle auf denkbare Verbindungen hin.
In Neuenburg besaßen die Johanniter eine seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhun-
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