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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
67.2005, Heft 2.2005
Seite: 79
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2005-02/0081
vertrieben, den ortsansässigen Armen drohte Zwangsarbeit in Schellenwerken. Hebels
..Dieterli" war so ein unwürdiger Dorf-Armer, der in Haus und Feld mitgehen
ließ, was er brauchte, und wenn er vom Vogt (ab 1832 Bürgermeister) nicht gerade
im ..Hüsli" (Ortsarrest) eingesperrt war. saß er eben in der Wirtschaft und zechte auf
Pump. „Nütnutz" nannte ihn Johann Peter Hebel wohlwollend. Andere hätten ihn als
Dieb, liederlichen Müßiggänger und Zechpreller bezeichnet. Dass er ihn dennoch
zum Schellenwerken in den Mond entführen lässt. entspricht der Auffassung der
„Wohlanständigen" in der damaligen Zeit. Gleiches gilt für den Hinweis:

„Ufs Bette het er nit viel gha.
ufs Schaffe o nit viel,
und öbbis mueß me triebe ha.
sust het me langi Wik"

Schließlich galt damals der sonntägliche Gottesdienstbesuch als Pflichtaufgabe
für Jung und Alt. Mann und Frau. Wer. wie Hebels ..Dieterli". auf die schiefe
Bahn geriet, konnte nur durch Zwangsmaßnahmen in Rettungsanstalten oder
durch Zwangsarbeit und - je nach der Schwere seines Vergehens - im Schellenwerk
Besserung finden. Das war die gängige Meinung jener Zeit. Der Einfluss der
pädagogischen Ideale der Aufklärung gegen Ende des 18. Jahrhunderts führte tatsächlich
zur räumlichen und organisatorischen Zusammenlegung von Armen- und
Erziehungsanstalten.

Für den evangelischen Pfarrer und Pädagogen Hebel war die protestantische
Ethik Teil der Erziehung in der christlichen Familie. Sie schuf - davon war man
damals überzeugt - die beste Voraussetzung, nicht auf die schiefe Bahn zu geraten.
Deshalb ist sein Schlussvers zugleich sein ..Merke!", der erhobene Zeigefinger für
das neugierige Kind an der Seite seiner Mutter:

„Se hüet di vorem böse Ding,
's bringt numme Weh und Ach!
Wenn"s Sunntig isch. se bet und sing,
am Werchtig schaff di Sach."

Anmerkungen

1) Baum. Hubert: Alemannisches Taschenwörterbuch für Baden. Freiburg 1972. S. 181.

2) Grimm. Jacob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. Leipzig 1854. Reprint 1984 Bd. 14. S. 2499.

3) Bernbacher Dorfgeschichten. Hrsg.: Herrn. Konrad und Gröner. Karl. 2000. S. 299.

4) Grimm: S. 2499 mit Verweis auf Stadler...

5) Zentner. Wilhelm. Hrsg: Johann Peter Hebel. Briefe 1957. Bd. 1. S. 76 u. 82.

6) Müller-Ettikon: Die Salpeterer. Geschichte eines Freiheitskampfes auf dem Schwarzwald 1979.

7) Hist. Lexikon der Schweiz (w w w.salpeterer.de).

8) Gerstlacher. Carl Friedrich: Sammlung aller Baden-Durlachischen, das Kirchen und Schulwesen, das
Leben und die Gesundheit der Menschen... betreffenden Anstalten. Carlsruhe 1774. Bd. 3. S. 136.

9) Aebersold. Peter. Das Ende des Panoptikums. Zeitung des Theaters Basel. März 2005. S. 22.
10) Anstaltswesen: ww w.lexhist.ch.

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