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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
67.2005, Heft 2.2005
Seite: 90
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2005-02/0092
4. Von Todtnau bis Todtnauhütte
Um lx/i brachen wir in Todtnau auf. um noch unseren letzten, aber weitesten und
schwersten Marsch zu machen. Herr Geigy hatte einen Führer gedungen, der uns
den Weg zeigen sollte. Wir gingen von Todtnau der Nähe nach durch einen Fußpfad
. In diesen hatte ein grober Todtnauer einen Karren voll Klee gestellt und sich
spöttisch lächelnd daraufgelehnt. Wir alle mußten ihm ausweichen. Wir gelangten
nicht lange danach in die Straße, und kamen sodann durch das Dorf Brandenberg
und den Weiler Fahl. Darnach bogen wir links ab. den Führer an der Spitze, über
eine gesperrte Brücke und kamen im Walde in einen Fußpfad. Es war der neu angelegte
auf den Feldberg führende Fußweg. Mittlerweile war es schon ziemlich
dunkel geworden. Wir gingen ruhig und fast lautlos hinter dem Führer her. Es
währte nicht lange, so ging der Mond auf und zeigte uns sein blasses Angesicht.
Weil der Weg in Ränken herumging, hatten wir den Mond bald im Gesicht, bald
im Rücken. Beim Führer war noch Herr Dr. Stähle: in der Mitte war Herr Direktor
Messikommer und den Schluß bildeten Herr Geygy. der Herr Lehrer und Herr
Ringwald. Wenn der Mond an die kahlen Felsen hinschien, so meinten wir öfter
es seien Häuser: wenn wir aber näher kamen, erkannten wir unseren Irrthum. Bald
hörte der Buchwald auf und wir traten in Tannenwald ein. Die Tannen waren 30-
40 Fuß hoch. Bald bemerkten wir zu unserer großen Freude, daß die Tannen, je
höher hinauf wir kamen, desto kleiner waren. Bald hörten wir Hundegebell und
sahen Licht. Zu unserer größten Freude sahen wir ein Haus vor uns. Es war die
Todtnauhütte. Wir traten ein und setzten uns gerne auf die Bänke. Bald kamen
auch die Hintersten an. Jetzt bekam die Wirtin Arbeit. Sie mußte noch für etwa 70
Menschen Suppe kochen. Gegen 12 Uhr standen die davon dampfenden Schüsseln
auf den Tischen. Jetzt ging es an ein Schöpfen. Es fehlte keinem der Appetit. Nach
12 Uhr legten wir uns schlafen. Wir Knaben schliefen auf den Bänken und Tischen
der Wirtsstube, die Mädchen in einem Zimmer des ersten Stockwerks auf Heu.

5. Auf dem Feldberg

Abends vor dem Schlafengehen war noch vom Dengelegeist die Rede, der
auf dem Feldberg herum spuken soll. Man sagt von ihm: „Daß er auf silbernem
Geschirr seine goldene Sänse dängeln und mit dieser des Fridolins Kalble Gras
mähe". Herr Ringwald las an diesem Abend den andern Herren Hebels Gedicht
vom Dengelgeist vor. Der Herr Lehrer las uns dasselbe in der Schule vor. Herr
Ringwald beleuchtete morgens um 3 Uhr unser Zimmer durch ein eigenthümliches
Beleuchtungsmittel, durch eine Feuergarbe, nachdem wir durch einen Jodler aufgeweckt
worden waren. Wir Knaben waren mit dem Anziehen gleich fertig, denn
wir hatten in den Kleidern geschlafen. Bei den Mädchen dagegen ging es an ein
Suchen, denn die ersten Mädchen, die aufgestanden waren, hatten im Halbschlafe
die Kleider untereinandergewühlt. Es fand jedoch jedes das Seine w ieder. Morgens
konnte keiner sagen, daß ihm der Dengelegeist einen Schabernack gespielt habe.
Wir wuschen und kämmten uns. Als wir fertig waren, sangen wir im Hofe noch
einen Choral. Es waren noch 10 Fabrikarbeiter mit ihren erwachsenen Töchtern

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