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nen Abessinier. deren Zahl 6-8 beträgt. Lectionen u. einer ihrer Lehrer. Herr Pfarrer
Glinz. war so gütig, uns in ihr Lehrzimmer zu geleiten. Dieselben werden bald in
ihre Heimat zurückkehren, um unter ihren Landsleuten fürs Evangelium zu wirken.
Auch eine Druckerpresse befindet sich in der Anstalt. Es war uns sehr interessant
zu sehen, wie die Lettern verkehrt zusammengesetzt, auf einer Maschine durch eine
Rolle geschwärzt u. von einer andern auf Papierbogen gepreßt werden. Vom Kirchturm
aus. den wir bestiegen, übersahen wir nicht bloß Basel, seine Nachbarorte u.
einen großen Theil des Rheinthaies, sondern unser Blick schweifte von den Vogesen.
u. dem Schwarzwalde bis zum Jura u. über denselben bis zu den Alpen. Einem Silberbande
gleich windet sich der Rheinstrom dahin. Der Dinkelberg erschien uns fast
als eine Ebene. Aus dem Ersolzthale blickten freundliche Ortschaften. Vermittelst
der Orientierungstafel, die auf einem freien Platze aufgestellt ist. konnten wir alle
nähern und fernem Orte u. Bergeshöhen leicht finden. So sahen wir durch eine Lücke
des Hauensteins die Berner Alpen mit der Jungfrau u. andern hohen Häuptern,
freilich nur in unklaren Umrissen. Bevor wir die uns liebsewordene Anhöhe ver-
ließen, betraten wir noch die Oekonomiegebäude der Anstalt. Da standen in einem
Stalle 4 starke Gäule, in einem andern 16 prächtige Kühe. Schweizerrace. die wir
nicht genug bewundem konnten. Herzlich dankend nahmen w ir Abschied.
3. Uber die Fähre bei Grenzach nach Murrenz
Fröhlich gingen wir den südlichen Abhang des Chrischonabergs hinunter u.
schon hatten rasch die Vordersten den Weg westlich nach Bettingen eingeschlagen:
sie mußten aber wieder umkehren, da wir in der gleichen Richtung weitergingen.
Nach einer kurzen halben Stunde waren wir in Grenzach. Vor dem Hause eines
Bekannten unseres Herrn Lehrers sangen wir mehrere Lieder. Am Gasthause zum
..Ziel" kamen wir vorbei. Neben demselben ist ein Spritzbrunnen. In der Nähe des
Bahnhofs schritt auf einer Wiese ein Storch gravitätisch umher. Nach wenigen
Minuten erreichten wir den Rhein. Eine schöne dicke Linde steht am Uferplatz,
deren Einfassung gleichfalls als Bank dient. Der Schiffer stellte sich sogleich ein
u. es wurden durch die Fähre erst die kleineren, dann die größeren Schüler über
den Rhein gesetzt. Beide Abtheilungen stimmten je einen Choral an. Oberhalb der
Fähre belustigten sich mehrere Badende im Rhein. Im Schatten der Waldbäume
gingen wir vom andern Ufer der Haltstation von Muttenz zu. Als wir die Bahn
überschreiten wollten, hielt gerade ein langer Güterzug und versperrte uns den
Weg. Von einem nahen Berge schaute in das Thal herab eine Burg, die Ruinen
Wardenberg, die wir auch besucht hätten, wenn es nicht schon Mittag u. sehr heiß
gewesen wäre. So zogen wir vor. einzukehren. Im Gasthaus zum ..Bären" durften
wir in einem großen Saal Platz nehmen. Der Herr Lehrer ließ einen kupfernen
Kessel bringen. In denselben that er Wein. Wasser u. mehrere Pfunde Zucker u.
rührte mit einem Kochlöffel das Gemeng untereinander. Zwei Mädchen theilten
uns Gläser. Brod und Käs aus. Aus großen steinernen Krügen wurde uns eingeschenkt
, u. wir nahmen es nicht übel, daß dies mehrmahl repetiert wurde. Um ein
Uhr setzten wir unsern Marsch wieder fort.
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