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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
67.2005, Heft 2.2005
Seite: 133
(PDF, 29 MB)
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Damit deutet Signori aber auch auf etwas hin. das ich im folgenden an diesem
lokalen Beispiel hauptsächlich weiterverfolgen möchte: Die Brüche und Veränderungen
im Wallfahrtskult um die Drei Heiligen Jungfrauen und seine unterschiedlich
motivierte Handhabung vor dem Hintergrund kirchlicher, politischer und
sozialer Entwicklungen. Was die professionell durchgeführte Neubelebung der
Heiligenverehrung von 1504 schon angedeutet hat. das wird durch die Geschichte
des Eichsler Umgangs in späteren Jahrhunderten erst recht belegt: Jede Zeit brachte
..ihren" Umgang hervor, neben Volksfrömmigkeit steht amtskirchliche Instrumentalisierung
.

Nach einem kurzen Überblick über die Verbreitung des Eichsler Jungfrauenkultes
in den Jahrhunderten nach 1504 möchte ich daher vor allem auf den Ablauf
des sog. ..Umgangs" während des 19. und frühen 20. Jahrhunderts eingehen. Die
wesentlichsten Quellen dazu waren ein Aktenbestand zu Kirchenordnung und
Gottesdienst, die Feier der Drei Heiligen Jungfrauen betr.. ein Aktenbestand Kirchenvisitationen
, die umfängliche Chronik Pfarrer Adolph Brengartners. begonnen
im Jahre 1893 und fortgeführt bis 1956, und schließlich die pfarreilichen Verkündbücher
, die von 1859 bis 1953 im Pfarrarchiv Eichsei vorliegen.5

1. Gelehrte auf dem Dinkelberg: Zur Initiierung und Ausdehnung
des Eichsler Jungfrauenkultes in der frühen Neuzeit

Am 16. Juni 1504 fand in Eichsei in Anwesenheit des Kardinallegaten Raimun-
dus Peraudi die feierliche elevatio und translatio der Gebeine der Drei Heiligen
Jungfrauen in eigens dafür hergestellte Reliquienschreine statt, wodurch der Heiligenkult
und die Wallfahrt um die Eichsler Jungfrauen eine kirchenrechtliche
Bestätigung erfuhren.6 Was an den vorangegangenen Zeugenverhören während
des Prozessverlaufs auffällt, ist einmal die Feststellung, dass der Kult um die
Heiligen Jungfrauen zu diesem Zeitpunkt im Verschwinden begriffen war , zum
anderen, dass der Schwerpunkt in der Herkunft der damaligen Zeugen und der in
den Protokollen erwähnten Wallfahrer eindeutig in den Dörfern des Dinkelbergs
und den Orten des angrenzenden Wiesentals lag. Ausnahmen stellen hierfür nur
mehrere Zeugen aus Rheinfelden (siehe u. a. Zeugen 5. 10 und 17)8. Basel (siehe
u. a. Zeuginnen 36 und 37) und eine einsame Wallfahrerin aus dem elsässischen
Lauterbach (siehe Zeuge 46) dar. Was in den Prozessakten völlig fehlt, ist ..Wallfahrtskundschaft
" aus dem Rheinfelder Hinterland, dem Fricktal. und den weiter
oben gelegenen Hochrheinorten. was insofern überraschend ist. weil dieses Bild
gut 200 Jahre später ein gänzlich anderes sein sollte. Damit strahlte der verblassende
Kult der Eichsler Jungfrauen zu Beginn des 16. Jahrhunderts vorwiegend in
die unmittelbar umliegenden Ortschaften und darüber hinaus noch nach Norden,
in das Gebiet der angrenzenden Markgrafschaft, aus. Das aber bedeutete, dass mit
der Reformation dieses Einzugsgebiet für die Eichsler Wallfahrt ganz wegbrechen
musste.9

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