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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
68.2006, Heft 1.2006
Seite: 20
(PDF, 28 MB)
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Freiherr nur das Allernötigste bezahlen, die Bürgerschaft hingegen ein repräsentatives
Gebäude errichten wollte. Man einigte sich schließlich darauf, dass auch
die Bürgerschaft einen Teil der Kosten übernehmen sollte. Um dies zu finanzieren,
erhielt die Gemeinde vom Freiherm die Erlaubnis, eine neue Weinsteuer, ein so
genanntes Ungeld, zu erheben.7

Im Jahre 1546 wurde mit dem Bau des heutigen Rathauses begonnen, das wohl
bereits damals aus einem hohen Hauptgebäude und einem Anbau bestand, der
heute mit einem Ziergiebel versehen ist. Folgt man Rudolf Hugard. wurde im Anbau
- in Anlehnung an die alte Gerichtslaube - eine kleine offene Halle eingebaut
und an deren Ecke der Pranger, bestehend aus Fallladen und darüber befestigtem
Halseisen, angebracht.8 Dieses Gebäude hatte grob einen L-förmigen Grundriss,
da sich bis zum Umbau 1890 im südlichen Rückgebäude noch zwei Privathäuser
befanden, die nicht Teil des Rathauses waren. Vermutlich führte eine im Inneren
des Gebäudes angebrachte Treppe in das erste Obergeschoss. Dort befand sich ein
Saal, der sich eventuell über die gesamte Breite in Richtung Marktplatz erstreckte
und möglicherweise als Gemeindestube genutzt wurde.9 „Diesem Räume widmete
der Baumeister besondere Sorgfalt: Drei dreifach gekuppelte auf gemeinsamer
Gurte stehende gotische Rechteckfenster geben demselben reiches Licht, und diese
drei Fenstergruppen werden durch flache Gewölbe überspannt, welche durch runde
Steinsäulen und von an der Stime mit Wappen gezierten Kragsteinen getragen
werden. Die Balkendecke, die mittelst eines Unterzugs und einer runden Holzsäule
in der Mitte des Saales gestützt wird, ist reich profiliert."10

Gegen eine Nutzung als öffentliches und repräsentatives Gebäude mit Gemeindestube
bereits nach 1546 spricht möglicherweise die schlichte und schmucklose
Ausgestaltung der Deckenbalken vor dem Saal. Diese Balken sind durch die
Umbaumaßnahmen erstmals wieder sichtbar geworden. Die dentrochronologische
Untersuchung ergab, dass diese im Winter 1545/46 geschlagen wurden und somit
zum ältesten Gebäudeteil gehören." Es war Mitte des 16. Jahrhunderts durchaus
üblich, dem Eingangsbereich zu einem öffentlichen Saal mehr Aufmerksamkeit zu
widmen. Möglich wäre also auch, dass unser Gebäude erst nach der Umbaumaßnahme
1606 zum Rathaus wurde.

Der Ratssaal in seiner heutigen Ausgestaltung ist das Ergebnis der 1890er Sanierung
und in dieser Form noch heute weitgehend geschlossen erhalten. Damals
wurde der gesamte Innenputz neu aufgetragen, eine eventuell ältere Bemalung
des Saals wurde dabei überdeckt und ist nur noch punktuell nachweisbar. Die
Decke im Saal erfuhr 1890 ebenfalls eine massive Überarbeitung unter Beibehaltung
älterer Substanz. Als Ergebnis der restauratorischen Voruntersuchung
kommt Eberhard Grether zu folgendem Schluss: „Somit kann davon ausgegangen
werden, dass in der Substanz der beiden Holzdecken im Ratssaal ältere
Substanz mit neuer ergänzt und im Bürgermeisterzimmer diese Form als Vorlage
für eine komplette Rekonstruktion bzw. einen Nachbau herangezogen wurde.
Damit entstand eine Einheitlichkeit, die auf die Renovierung der 1890er Jahre
zurückzuführen ist."12

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