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nisse bekannt. Und diesen wenigen Quellen gegenüber ist zudem Vorsicht geboten,
besonders gegenüber dem ersten Zeugnis: Es stammt von Abt Johannes Trithemi-
us, wird 1507 niedergeschrieben und charakterisiert Faust als windigen Burschen,
als Großmaul, Gotteslästerer und Päderasten.
Solche Verdammungsurteile, denen die meisten der übrigen acht Zeugnisse
zustimmen oder jedenfalls nicht deutlich widersprechen, prägten die Figur des
historischen Faust bis in unsere Tage. Der Text des Trithemius (eher ein Steckbrief
als ein Brief) wurde 1536 erstmals gedruckt und seither immer wieder gläubig zitiert
. Dass dieser Abt selbst der schwarzen Magie angeklagt worden war und dass
er Faust nur anschwärzen wollte, um selbst wieder als treuer Sohn der Kirche zu
erscheinen, das merkten die Forscher nicht oder erst sehr spät.
Des Trithemius' böser Brief, und das hat er - nochmals - mit anderen Quellen
zum historischen Faust gemein, ist also gegen den Strich zu lesen. Tut man dies,
so wird rasch etwas von der Faszination des (Johann) Georg Faust aus Knittlingen
spürbar.
Faust, mit HöllenzM-ang und Zauberstab, im Zauberkreis bei der Beschwörung des Teufels
(Titelholzschnitt einer Marlowe-Ausgabe von 1624).
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