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darauf ein Kaufmännisches Geschäft, was er leicht trotz des Protestes der Kaufleu-
te in Staufen tun konnte, da eine Krämerzunft dahier nicht bestand."
Dieser Herr Edel muss sich nicht immer edel verhalten haben. Dies ist ersichtlich
aus Urkunden. Er hatte laufend Händel mit dem Kloster (nachträglich war
ihm der Kaufpreis zu hoch) und anderen Personen. Er hatte auf Dauer kein Glück
mit dem „BadWirtshaus" und musste 1777 Konkurs anmelden. In den Urkunden
erscheinen in den folgenden 15 Jahren mehrere Besitzer: Becker. Stempfdenagel.
Majer, Andreas Heckle.
Dann erwarb 1801 Josef Hägelin von Endingen das „Badwirtshaus". Über diese
Familie, die das Bad in 4 Generationen über ein Jahrhundert erfolgreich betrieb,
werde ich entsprechend der Bedeutung etwas ausführlicher berichten. Nun begann
- besonders nach dem Ende der napoleonischen Kriege - ein wirtschaftlicher
Aufschwung des „Badhauses". (In Grunern sprach man nur vom „Badhaus" oder
kurz vom „Bad". Der Beiname „Bären" wurde erst wieder nach dem letzten Krieg
verwendet.)
Vom Beruf Sattlermeister entwickelte sich dieser Hägelin zu einem tüchtigen
Wirt. Das Bad war wieder sehr frequentiert, besonders von Geistlichen und auch
vielen Elsässern, letztere zogen sich laut dem Chronisten jedoch seit 1871 vollständig
in den Schmollwinkel zurück.
Grunern hatte zu dieser Zeit - wie die meisten anderen Gemeinden - noch kein
Rathaus und im ..Badhaus" tagte das „Gericht - heute der Gemeinderat - in einer
besonderen Stube". (Wenn kein Bad betrieben worden wäre, hätte es sicher den
Beinamen „Stube" erhalten.)
Die „Badwirtsleute" hatten manche Vorrechte, so wurde im Bad „alles bey dem
Stab der ehrsamen Gemein Grunern versteigert". Auch waren den herrschaftlichen
..Badwirtsleuten" besondere Plätze in der Kirche reserviert. 1748 wurde diese
Ordnung von Pfarrer Harsch eingeführt: „der dritte Stuhl auf beiden Seiten". In einer
Kapelle im Hause hat man öfters die hl. Messe gelesen. Die Kapelle existierte
noch bis Ende des 19. Jahrhunderts.
Der Musikverein Grunern verdankt seine Entstehung ebenfalls dem „Bad". Der
damalige Pfarrer Metzger veranlasste, auch auf Wunsch der Wirtsleute, dass zwei
Mal in der Woche ein ..Kurkonzert" stattfand. Spätestens zu dieser Zeit schlössen
sich einige Musiker zusammen. Sie werden 1826 zum ersten Mal erwähnt. Wie
man aus dem Kaufbrief von St. Blasien und J.M. Edel entnehmen kann, haben 50
Jahre vorher schon Musikanten zur Belustigung der Gäste „konzertiert". In dieser
..Hoch-Zeit" des Bades muss es ganz nobel hergegangen sein, denn die Kellner haben
mit weißen Handschuhen serviert. Das gesamte Ensemble eines Pariser Theaters
war ebenfalls längere Zeit zur Kur in Grunern. Lassen wir nun wieder den
Grunerner Chronisten Paulin Köpfer, einen Zeitzeugen, sprechen, der diese Zeit
seit Mitte des 19. Jahrhunderts selbst erlebt und aufgeschrieben hat: ,Als einer
der strebsamsten Besitzer dieses Jh. ist Florian Hägelin bekannt. In seine Zeit fällt
wohl auch eine Blütezeit des Bades. Als welterfahrener Mann war er zugleich ein
tüchtiger Wirt. Er besaß außerdem einen ausgedehnten Holzhandel und war noch
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