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Unternehmer der Steingrube Grunern, als welcher er größere Accorde von Steinlieferungen
zu den in den 40er Jahren begonnenen Eisenbahnbauten übernahm.
1846 beschäftigte er viele Arbeiter (darunter gegen 100 Italiener) als Steinbrecher
und Steinhauer. Die Steinmetzhütte befand sich auf der nun cultivierten, vor der
Steingrube befindlichen Wiese. Da war ein bewegtes Leben in Grunern. In das Jahr
1846 fällt auch der von ihm übernommene Bau des Gemeindehauses (Rathaus) in
dessen Grundstein Münzen, Pergamentbriefe und Flaschenweine niedergelegt
wurden.
Als einer der ,redlich Denkenden' mit in die Revolution 1848 fortgerissen und
einige Zeit im Elsass flüchtig, kehrte Hägelin nach einem Jahr wieder als Amnestierter
in seine Heimat zurück, um von Neuem seinen Bürgern sich nützlich zu
erweisen, vorzüglich dadurch, dass er in Folge seines Holzhandels in den schlechten
fünfziger Jahren ihnen Verdienst gewähren konnte. Noch gedenken wir dieses
in der Tat freisinnigen Mannes als eines ausgezeichneten Obstbaumzüchters. Die
Energie seines Charakters ging auf seine drei Söhne: Richard, Josef und Arnold
Hägelin über, die in Amerika eine sehr rühmliche Existenz gegründet haben."
1980 haben Nachkommen einer dieser Auswanderer Verbindung mit ihrer Heimat
- mit Grunern - aufgenommen, die besonders vom ehemaligen Bürgermeister
Guido Gramelspacher und unserer Familie gepflegt werden.
Zu ergänzen wäre noch eine mündlich überlieferte wahre Begebenheit. Dieser
Florian Hägelin hatte 1848 bei den „Revoluzzern" eine führende Stellung inne.
Sofort nach der Einnahme von Staufen durch die (badisch-preußischen) Truppen
wurde auf dem Staufener Rathaus von den Offizieren eine Liste jener Personen
aufgestellt, die umgehend verhaftet werden sollten. Darunter auch Florian Hägelin.
Der Bürgermeister von Staufen - ein Freund Hägelins - horchte an der Türe, hörte
den Namen Hägelin. schrieb eine Warnung auf einen Zettel und sandte einen Boten
nach Grunern. Im Bad waren auch Truppen einquartiert und auf dem Hof wimmelte
es von Soldaten, als der Bote eintraf. Er ging hinten an das Küchenfenster ,
warf Steinchen und Sand an die Scheibe und übergab der Frau Hägelin den Zettel
des Staufener Bürgermeisters. Diese - sehr couragiert - sprang in den Hof und rief
laut - so dass es die Soldaten auch hören konnten - : „Florian, komm schnell rein,
eines unserer Kinder hat einen Anfall." Dann packte sie schnell ein Bündel mit
seinen Papieren, Geld und sonstigem Notwendigen. Darauf setzte sich Florian auf
sein Pferd und sagte den Soldaten, er müsse schnell nach Staufen in die Apotheke,
um eine Medizin für das kranke Kind zu holen. Er ritt aber schnellstens auf Umwegen
nach Breisach, um sich mit der Fähre übersetzen zu lassen. Der Fährmann,
der ihn gut kannte, sagte zu ihm: „Lieber Florian, es kommt gleich ein schweres
Gewitter, wir müssen warten, bis es vorbei ist". Darauf erklärte ihm Florian, dass
die Soldaten hinter ihm her seien, um ihn zu verhaften. Der Fährmann erwiderte:
„Wenn die Sache so aussieht, werde ich dich trotz der Gefahr übersetzen." Hägelin
kam also glücklich ins Elsass. Hier verblieb er fast ein Jahr, bis er amnestiert
wurde. Dies ist eigentlich verwunderlich, denn er war ja als einer der Anführer der
Revolutionsbewegung in unserem Raum bekannt. Während seiner Abwesenheit
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