http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2006-01/0107
In der historischen Atmosphäre dieser Markgräfler Kirche haben sich in den
zurückliegenden Jahren immer wieder viele Besucher aus nah und fern einladen
lassen. Die Musik hat es ihnen vor allem angetan. So gab es in St. Peter über die
Jahre viele Begegnungen mit Künstlern, die die Geschichte dieser historischen
Kostbarkeit zum Klingen brachten. Beispielhaft die Auftritte von Musica Antiqua
Basel mit dem Cellisten Fridolin Uhlenhut und sein Ensemble.
„In silvis viva silui
Canora iam mortua cano"
Als ich noch im Walde war
und am Leben, schwieg ich:
nun da ich tot bin.
habe ich Stimme und singe.
(Inschrift auf einem alten Geigenboden)
GREGORIANIK-
., Omnia ad majorem dei gloriam "
Die nach Papst Gregor dem Großen (590 - 604) benannte Choralform der Vertonung
von Bibeltexten („Alles zur größeren Ehre Gottes") hatte zu jener Zeit
bereits eine lang dauernde, auch heute noch im Dunkeln liegende Entwicklungsgeschichte
hinter sich. Gregor L gilt heute nicht mehr als Urheber der Melodien,
aber mit straffer Hand ordnete er die vorliegenden Hymnen - und Psalmentexte
- er kodifizierte - und verfügte erstmals den genauen Ablauf der Messfeier. Egal
ob in Rouen, Rom oder Benevent oder in der Kirche zu Blansingen - seit Gregor
L mussten christliche Gottesdienste an jedem Ort zur gleichen Zeit mit den Texten
der Cantilena Romana abgehalten werden und erst im 9. Jh. hat sich der Begriff
..Gregorianischer Choral" eingebürgert.
Eine historische Station war das Rom der Stunde Null. Die Stadt am Tiber war
zur Zeit der Kreuzigung Jesu Christi der Kulminationspunkt der damaligen Kulturen
: der Mittelmeerraum. Teile des heutigen Deutschland. Österreich, Frankreich,
Spanien, vorderer Orient bis an die Grenzen Indiens. Der Einfluss dieser Kulturen
wird auch deutlich in der Musik. Am auffälligsten zeigt sich das orientalische
Element: Die kreisende, schlangenhafte elegante Bewegung der Melodie beispielsweise
erinnert stark an die Dynamik arabischer Liedformen (6).
Die Mönche von Solesmes hatten 1891 auf stark abweichende Melodien in römischen
Handschriften hingewiesen. Erst 1911 erkannte Don Rafael Andoyer die
Bedeutsamkeit dieser Melodien, die er als „vorgregorianisch" bezeichnete. Diese
entdeckten vorgregorianischen Melodien scheinen demnach zu bestätigen, dass ihr
gregorianisches Gegenstück auf römischen Quellen basierte. Hinweise aus fränkischen
Vorlagen finden sich außerdem. Ein berühmtes Kapitel im so genannten
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