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Abb. 5:
Es entwickelte sich auch die so genannte Sequenz, die der Anordnung der Verse
eine feste Struktur verlieh. Man könnte sie als wörtliche, in Versen gebundene
Rede verstehen.
Bald schon löste sich die Sequenz aus diesem Zusammenhang und wurde zum
bestimmenden Muster westlicher Musik und zur Vorform mittelalterlicher Gesänge
und des Mysterienspiels (6).
Das Tridentiner Konzil (1545 - 63) reagierte spät auf diese musikalischen „Wucherungen
". Es erlaubte für den offiziellen Gebrauch lediglich fünf Sequenzen:
z.B. das „Dies irae" und das „Stabat Mater". Es war die Zeit, als der Gregorianische
Choral längst seine umfassende Bedeutung als Motor für Musik und Religion
eingebüßt hatte. Die Mehrstimmigkeit hatte sich durchgesetzt, die Gesänge
wurden längst von Instrumenten begleitet. Perokin, Ockeghen. Dufay und andere
Meister hatten ihre Spuren hinterlassen.
Erst im 19. Jh. begann, nicht von ungefähr im Zusammenhang mit der Neugotik,
die systematische Erforschung der Gregorianischen Choralkultur. Papst Pius X.
initiierte unter Leitung des französischen Klosters Solesmes die authentische Form
des Gregorianischen Chorals zu rekonstruieren. Die Forschungsarbeit ist bis heute
nicht abgeschlossen, aber bald stand der Choral wieder im Zentrum der Liturgie.
Bis das 2. Vatikanische Konzil der Entwicklung einen neuerlichen Rückschlag
versetzte: Es liberalisierte die Regeln der Liturgie und ließ die Messfeier in der
jeweiligen Landessprache zu. Latein, die Sprache der Chorgesänge, war aus katholischen
Gottesdiensten verdrängt. War das Ende der Gregorianik damit besiegelt
(6)?
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