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ferisch-denkmalpflegerische Vorstellung anzuregen. Es kann infolgedessen den
Absichten, das ursprüngliche Raumbild durch eine Reihe geeignet erscheinender
Maßnahmen wiederherzustellen nur zugestimmt werden".
Aus heutiger Sicht erscheint dies im Hinblick auf den Verlust der neuzeitlichen
Raumschichten in St. Cyriak fraglich, aber aus der Begeisterung der damals Beteiligten
, einen frühmittelalterlichen Raum Wiederaufleben zu lassen, durchaus
verständlich. Dennoch erstaunt, mit welcher Vehemenz und Ausschließlichkeit der
ottonische Kirchenraum wiederhergestellt wurde und wie dabei Zutaten späterer
Jahrhunderte ins Hintertreffen gerieten. So empfahl Schlippe das Weglassen der
barocken Verbauungen, um die Einmaligkeit der ottonischen Architektur wieder
herauspräparieren zu können. Doch, so muss man sich heute fragen, was ist aus
dem barocken Inventar der Kirche geworden, wo zum Beispiel ist das Kirchengestühl
, wo der Herrschaftsstuhl geblieben? Aber nicht nur neuzeitliche Ausstattung
musste zugunsten des frühmittelalterlichen Raumeindrucks zurücktreten, selbst
an spätmittelalterliche Bauteile wurde zugunsten des ottonischen Kirchenraumes
Hand angelegt. So entfernte man das spätgotische Maßwerkfenster im Apsisschei-
tel und setzte dafür ein kleines Rundbogenfenster in ottonischen Dimensionen ein.
Die spätgotische Wandmalerei eines Kirchenmannes auf dem ausgemauerten Bo-
genfeld der großen Südarkade, aus der man zugunsten des neuen „alten", ottonischen
Raumkonzeptes die beiden frühmittelalterlichen Arkaden wieder herausbrechen
wollte, war von nachrangigem Wert verglichen mit dem frühmittelalterlichen
Raumeindruck. „Wenn es (sich) hier auch unverkennbar um Reste einer qualitätsvollen
Ausmalung handelt, so sind sie doch für den Gesamteindruck des ottonischen
Raumes von zweitrangiger Bedeutung. Gleichwohl wurden sie sorgfältig
gesichert." Abschließend ist festzustellen, dass die Begeisterung in Bevölkerung
und Fachwelt zwar nicht ungeteilt war, aber dennoch überwog.
Die ehemalige jüdische Schule
Im Bereich der ehemaligen Klosteranlage, heute unter der Anschrift Klosterplatz
2, befindet sich nach David Kahn die ehemalige jüdische Schule. Das jüdische
Schulwesen kann auf eine lange Tradition zurückblicken, und doch ist es im wesentlichen
Moses Mendelssohn (1729 - 1786) zu verdanken, dass in jüdischen
Schulen neben den religiösen Inhalten verstärkt allgemeine Bildung vermittelt
wurde. Diese Bestrebungen, die in der Markgrafschaft besonders von Hofrat Johann
Georg Schlosser, Oberamtmann in Emmendingen, unterstützt wurden, führten
1795 zur Einrichtung einer jüdischen Konfessionsschule in Sulzburg. Bereits
17 Jahre nach dem Bau der neuen Synagoge, im Jahre 1839. konnte diese israelische
Schule ihr neu errichtetes Gebäude, gegenüber der alten Klosterkirche St.
Cyriak, beziehen. Über die Einweihung am 21. Juni ist ein Bericht der Schulvisitation
überliefert: „Endlich konnte am 21. Juni das neue israelitische Schulhaus
bezogen werden. Die Schulinspection glaubte dieser Übersiedlung aus dem alten
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