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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
68.2006, Heft 2.2006
Seite: 47
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der andere le jeu\ der Boden war nach der einen Ecke hin etwas geneigt, damit die
Bälle dahin rollten. Auf 20 Fuß hohen Mauern ruhten Gallerien, nach außen offen
und nur mit Netzen verhangen, damit die Bälle nicht verfliegen konnten. Die Decke
war mit Brettern verschalt, das Ganze dunkel, oft schwarz angestrichen, um
die weißen Bälle fliegen zu sehen. - 2. Jetzt so viel wie Tanzhaus, Gesellschaftshaus
, s.d."

Mehr über Ballhäuser kann man aus der sportgeschichtlichen Literatur3 entnehmen
, vor allem aus der über die Geschichte des Tennisspiels. Denn - auf heutige
Verhältnisse übertragen - waren die Ballhäuser Tennis- oder besser Squash-Hal-
len. Aus der sportgeschichtlichen Literatur erfährt man zusätzlich, dass Ballhäuser
mit einer Schmalseite möglichst nach Westen ausgerichtet sein sollten, um das flache
Abendlicht abzuhalten, und dass die Galerien, die man, wie Abbildungen des
Tübinger Ballhauses zeigen, auch betreten konnte, nicht nur mit Netzen, sondern
teilweise auch mit Aufziehvorhängen versehen waren, um die direkte Sonneneinstrahlung
abzuhalten. Die Größe von 30 auf 90 Fuß, also etwa 10 auf 30 m, wurde
als ideal angesehen, auf jeden Fall aber das Verhältnis von 1 : 3. Angesichts des
gewünschten fensterlosen hohen Raumes bot sich aus ökonomischen Gründen die
Platzierung eines Ballhauses im Graben an. auch das Ballspiel auf offenem Platz
hatte ja schon im Stadtgraben stattgefunden. Tatsächlich ist für das Ballhaus in
Darmstadt die Lage „an der alten Stadtmauer" belegt, das Ballhaus in Graz von
1602 stand zwischen Stadtmauer und Zwingermauer. Auch das Sulzburger Ballhaus
stand höchstwahrscheinlich eher im Graben als auf dem zugeschütteten Graben
. Die Zeichnung von Arhardt mit dem Eintrag des trockenen Grabens ist kaum
anders zu deuten. Auf dem Plan von 1727 - „Ballhauss zu Sultzburg, welches
anjetzo zu einem Keller solle Aptiert werden" - ist das höhere Niveau hinter der
Stadtmauer eingezeichnet, von dem aus eine kurze Treppe in den neuen Dachstuhl
über den zum Keller umgestalteten Bau führt. Das Kellerniveau selbst, außerhalb
der Stadtmauer, liegt viel tiefer. Das im Grundriss und in der Ansicht eingezeichnete
Tor konnte nur durch eine in die Tiefe führende Treppe erschlossen werden.
Aus dem Plan geht auch hervor, dass die noch heute vorhandenen Fensteröffnungen
mit den schräg nach unten führenden Lichtschächten zum Umbau der Ballhausruine
zu einem Keller gehören.

Die wohl sehr summarischen Pläne, „der Grundt Riß zum Ballhauß" und „das
Privil (sie!) zum Ballhauß". machen deutlich, dass das Sulzburger Ballhaus genau
dem bei Mothes geschilderten Schema entspricht. Der Grundriss, der auf Höhe der
Galerie genommen ist, macht deutlich, dass diese auf drei Seiten umlief, während
die Westseite geschlossen war. Die Maße betragen rund 30 Fuß in der Breite und
über 80 Fuß in der Länge. Zur stützenlosen Überspannung der 30 Fuß mit einem
Dach war für dieses natürlich ein Hängewerk erforderlich. Dargestellt ist eine
höchst merkwürdige Konstruktion, bei der eine eiserne Schlauder zwischen den
Längswänden an einem Hängeeisen aufgehängt ist. Wenn tatsächlich das Eisenwerk
von den Franzosen entwendet wurde - und schmiedeeiserne Stangen dieses
Formates waren natürlich höchst wertvoll -, musste das Dach einstürzen. Der drit-

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