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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 11
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0013
Auf dem Weg zum gezähmten Krieg?
Kriegsführung und Kriegsgräuel in der Frühen Neuzeit

Ronald G. Asch
/.

Das Oberrheingebiet ist eine Region, die auch auf Grund ihrer strategischen Bedeutung
sowohl für den spanischen Nachschub in die Niederlande zwischen 1570
und 1640 als auch später für Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und dem
Haus Habsburg, respektive dem Reich ab 1635 immer wieder militärisch besetzt
wurde und Schauplatz heftiger militärischer Auseinandersetzungen war1. Wenn
man nach Beispielen sucht für die Gräuel des Krieges in der frühen Neuzeit, dann
findet man daher auch und gerade in dieser Landschaft hier eine Fülle von Material
. Dennoch lassen Sie mich meinen Vortrag beginnen mit einem Blick auf eine
ganz andere und sehr weit entfernte deutsche Region, die noch nicht einmal zum
Reich gehörte, mit ihm allerdings durch ihren Landesherren doch eng verbunden
war, auf Ostpreußen. 1757 besetzten russische Truppen mitten im Siebenjährigen
Krieg die östlichste preußische Provinz. Die russische Besetzung Ostpreußens freilich
war nicht etwa eine Epoche schwerer Leiden für die Zivilbevölkerung, sondern
zumindest für die Hauptstadt Königsberg eine Zeit glanzvoller Feste und
eines regen kulturellen Lebens, das von den Offizieren der russischen Garnison
wesentlich mitgetragen wurde. Ja, der Kommandant der Garnison ließ sogar eine
Theatergruppe aus dem feindlichen Berlin nach Königsberg kommen, um das kulturelle
Niveau in der Provinz zu heben2. Für den Philosophen Kant etwa, der später
eine Schrift über den ewigen Frieden verfassen sollte, bedeuteten die Jahre der rus-
sischen Besatzung von 1758 bis 1762 einen wirklichen Höhepunkt in einem Leben
, das sonst eher ereignisarm und ruhig verlief. Kant nahm rege am geselligen
Leben dieser Jahre, das durch die Präsenz der fremden Offiziere einen großen Aufschwung
erhielt, teil. Das russische Offizierskorps bestand freilich zu einem nicht
unwesentlichen Teil aus Offizieren, denen die besetzte Provinz gar so fremd nicht
war. da sie selber dem deutsch-baltischen Adel angehörten, was auch für den Oberbefehlshaber
, einen Baron von Korff. der aus der kurländischen Ritterschaft
stammte, galt. Korff sprach übrigens kaum Russisch. Für die relative Harmonie
zwischen Besatzern und Besetzten waren freilich noch andere Faktoren ausschlaggebend
: die russische Armee kooperierte bewusst mit den ständischen Vertretungen
und Körperschaften Ostpreußens, die in diesen Jahren, nachdem sie unter preußischer
Herrschaft seit Beginn des 18. Jahrhunderts eher in eine Art Dornröschenschlaf
verfallen waren, sogar eine wirkliche Renaissance erlebten.

Die russische Besetzung Ostpreußens, auch wenn sie angesichts der kulturellen
und politischen Nähe dieser Provinz zu den baltischen Provinzen Rußlands und

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