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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 27
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rung möglichst aus dem Kriegsgeschehen herauszuhalten. Militär und Zivilleben
sollten säuberlich getrennt sein und bleiben, auch um eine bessere Kontrolle der
Bevölkerung durch die Behörden zu ermöglichen. Ein bewaffneter Widerstand der
Bevölkerung gegen eine feindliche Armee bedeutete jedoch faktisch eine Rückkehr
zu einer nicht mehr staatlich kontrollierten Form der Kriegsführung, wie sie
für die Zeit vor 1650/60 charakteristisch gewesen war. mit allen Konsequenzen,
die das hatte, eventuell auch später, wenn der Frieden wiederhergestellt worden
war. Nicht umsonst hatte gerade die französische Krone alle Burgen und Festungen
im Landesinneren, die nicht für die Landesverteidigung notwendig waren,
aber einem rebellischen Adel als Stützpunkt dienen konnten, schon seit den 1620er
Jahren systematisch schleifen und zerstören lassen. Die Demilitarisierung des Alltags
und die wirksame Durchsetzung eines staatlichen Gewaltmonopols ließen sich
ohne eine wirksame Einhegung der Kriegsführung kaum durchführen; das war allen
europäischen Großmächten, respektive ihren Ministern klar, und in diesem
Punkt hatten sie ein gemeinsames Interesse, das dem sich langsam ausbildenden
europäischen Kriegsrecht dann doch eine gewisse Stabilität gab. trotz vereinzelter
Übergriffe, zu denen es auch jetzt noch kam.

Schließlich, auch das darf man nicht vergessen, waren die Armeen des 18. Jahrhunderts
in ihrem Kern für das Sengen. Brennen und Plündern schlechterdings
nicht mehr geeignet, denn oft bestanden sie aus zwangsrekrutierten Soldaten, die
nur allzu froh waren, wenn sie eine Gelegenheit erhielten, um zu Hunderten und
Tausenden zu desertieren. Und die Chance, dass bei der Plünderung eines Dorfes
oder einer Stadt die Disziplin zusammenbrach und sich eine solche Gelegenheit
bot. war nur allzu groß. Wenn man solche Aufgaben überhaupt noch erledigen
wollte, dann musste man sie in der Tat den eisens dafür aufgestellten leichten
Truppen, den Freibataillonen. Jägern und Panduren überlassen, wie schon eingangs
erwähnt. Mit Linieninfanterie war Derartiges nicht mehr durchzuführen.

Man könnte fast meinen, man habe im 18. Jahrhundert, das ja davon überzeugt
war. ein Jahrhundert des Fortschritts zu sein, auch in der Kriegsführung in der besten
aller möglichen Welten gelebt. Gar so rosig verhielten sich die Dinge natürlich
nicht: auch die Kriege des 18. Jahrhunderts forderten noch einen erheblichen Blutzoll
. Preußen etwa verlor 1756 bis 1763 etwa 10% seiner Bevölkerung, wobei es
freilich zu berücksichtigen gilt, dass manche Menschen sich auch nur einfach
durch Flucht in benachbarte Länder in Sicherheit gebracht hatten43.

Dazu kam aber noch ein weiterer Umstand: Der Siebenjährige Krieg nahm trotz
seiner Züge als Kabinettskrieg doch manche Elemente der späteren Nationalkriege
vorweg, denn die Regierungen versuchten bewusst. an den Patriotismus der Bevölkerung
zu appellieren, um sie zu mobilisieren. Zwar ging es nicht um eine ..levee
en masse". aber doch sehr wohl darum. Rekruten zu finden, oder auch darum, bei
der Eintreibung von hohen Kriegssteuern nicht auf Widerstand zu stoßen44. Wie
sehr die entsprechende Propaganda des Siebenjährigen Krieges Widerhall fand, ist
nicht einfach zu sagen. Am wirkungsvollsten war sie wohl dort, wo sich ihr Appell
an einen neuen Patriotismus, der aus Untertanen bewusst Bürger eines Staates ma-

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