http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2007-02/0104
Um die Bedeutung der Flächennutzung des Ökosystems Faschinenwald in der
Rheinaue in den Jahrzehnten von 1860 bis 1890 zu veranschaulichen, wurde das
Gebiet des damaligen Faschinenwalds in die heutige topographische Karte von
2007 übertragen. Von wenigen, letztlich zu vernachlässigenden Ausnahmen abgesehen
, deckt sich die heutige Waldfläche in der Rheinaue mit Flächen des früheren
Faschinenwaldes. Der Faschinenwald erreichte nur geringe Höhen. Meist blieb er
unter 10 Metern. Die heutigen Wälder sind 2 bis 2.5 mal so hoch wie der damalige
Strauch-, Gebüsch- und Weichholz-Niederwald. In Abbildung 13 ist die Struktur
des Faschinenwaldes durch Buschsymbole angegeben. Die Abbildung zeigt die flächige
Bedeutung der Viehweide im Faschinenwald. Von 1890 bis heute gingen beträchtliche
Flächen des Faschinenwalds für den Auewald verloren: Neuenburg und
Chalampe dehnten ihre Siedlungsflächen in das Gebiet des früheren Faschinenwalds
erheblich aus. Der Reinseitenkanal und seine Bauwerke sowie die Autobahn
A5 Basel-Karlsruhe beanspruchten ebenfalls größere Flächen des ehemaligen Fa-
schinenwaldgebiets (Abb. 13).
VIII. Entwicklung der Flächennutzung und der Auewälder im Überblick
(1790-2007)
Für die Auewälder und ihre Entwicklung auf der deutschen Seite der Neuenbur-
ger Rheinaue gab es zwischen 1790 und 1850 kaum Entfaltungsmöglichkeiten.
Die künstlichen Flussverlegungen bedeuteten im Gebiet der heutigen Auewälder
ständige Abschwemmung von Insel- und Ufergelände. Die Ökologie des unkorri-
gierten Flussbetts bestimmte die jeweils kurze Lebensdauer des niedrigen Aufwuchses
an Sträuchern. Gebüsch und Weichholzdickichten (Abb. 14).
Nach 30 Jahren Flusskorrektion (1850-1880). nach großflächiger, künstlicher
Anlandung seitlich des neuen Rheins und nach ersten Grundwasserabsenkungen
waren erste Voraussetzungen für den Aufbau von Auewäldern vorhanden. Die
deutschen Gemeinden der Neuenburger Rheinaue gingen den Aufbau von Hartholzwäldern
nur sehr zögerlich an. Sie beschränkten den sonst in den badischen
Auewäldern üblichen vollständigen Umbau der Faschinengebüsche zu Mittel- und
Hochwäldern40 auf nur wenige Teile des Faschinenwalds.
Infolgedessen fand sich um 1912 kaum Mittelwald. Dem größten Teil der Auewälder
sah man seine noch kaum veränderte Struktur des Faschinengebüschs an.
Nur einzelne Bäume ragten aus dem Gebüschwald. Dies waren vor allem Pyramiden
- oder .Napoleonpappeln', wie sie genannt wurden. .Napoleonpappeln" waren
in Einzelexemplaren schon früher gepflanzt worden als Eichen. Eschen, Ulmen
und Hainbuchen, die aber noch kaum über das Faschinengebüsch hinausragten41.
Auch Kiefer und Robinie waren 1912 schon in wenigen Gruppen vorhanden
(Abb. 14).
Von niemandem erwartet, traten um 1913 bereits starke Grundwasserabsenkungen
ein. Die forstlichen Fachleute forderten Abwehrmaßnahmen. Die Dämme
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