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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 149
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mit dem Erdbeben, dem großen Brand und andern treffenlichen Ursachen begründet
: ein neuer Pfennig mit reduziertem Silbergehalt solle für zwei alte angenommen
werden. Fortan wurde bis zur Reformationszeit unterschieden zwischen den
..Neuen Pfennigen" und den „Zinspfennigen'", der Rechnungseinheit für die bäuerlichen
Zinszahlungen. Während diese Spaltung den Bauern die Zinslast erleichtern
helfen sollte, minderte sie nun aber zusätzlich die in Geld erhobenen Rentenzinse
der Grundherren77.

Wegen des Erdbebens, des Sterbens 1358 und kriegerischen Ereignissen gerieten
die Grundherren in eine ernsthafte wirtschaftliche Krise, sie traf außer Klöstern
und Stiften auch den Bischof von Basel: 1373 sah er sich gezwungen, ..beinahe
das gesamte kirchliche Gut und den großen Teil seiner Grundherrschaff zu versetzen
: allein für das Birseck erhielt er von Ritter Hannemann von Ramstein 3100
florentinische Gulden. Bis die ganzen Vogteien beidseits des Rheins wieder eingelöst
werden konnten, dauerte es sechs Jahrzehnte78.

Krisen und Katastrophen aus naturwissenschaftlicher Sicht

Im Licht neuerer naturwissenschaftlicher Untersuchungen der Klimageschichte
und Geoökologie könnten die Katastrophen der 1340er Jahre in Zukunft neu bewertet
werden, besonders hinsichtlich des Wüstungsproblems und der Landflucht
im 14. Jahrhunderty. Mit der Bilanzierung systematischer Datenerhebungen zu
Klima und Bodenerosion ist inzwischen eine Naturkatastrophe vom Juli 1342 ins
Zentrum der Ursachenforschung zur Agrarkrise gerückt. Allerdings fand auch
dieses Ereignis - ähnlich wie die anschließende Hungersnot und die Pest - in den
Wirtschaftsquellen der hiesigen Klöster keine Erwähnung. Deshalb stellte der
chronikalisch bezeugte Starkregen vom 19./20. Juli 1342 bislang für die Historiker
kein prominentes Thema dar. Hingegen beschäftigt er Geologen und Sedimentolo-
gen. in Verbindung mit Klimahistorikern. Christian Pfister bezeichnet die Klimaschwankung
von 1342 bis 1347 als ..die vielleicht härteste ökologische Belastungsprobe
des letzten Jahrtausends"*0. Er stellt fest, dass nach 1300 zahlreiche
Gletschervorstöße zu beobachten sind (für diesen Vorgang ist das kühlere Sommerklima
ausschlaggebend) und gleichzeitig lange und kalte Winter häufiger wurden81
.

Ohnehin hatte schon damals nach dem steilen hochmittelalterlichen Bevölkerungsanstieg
die Agrarproduktion nicht mehr ausgereicht, um die Menschen zu ernähren.
Als die Versorgungssituation prekär geworden war. bot auch die Kultivierung so genannter
Grenzertragsböden keine Abhilfe, so dass sich der Nahrungsspielraum weiterhin
verengte und das unelastisch nachgefragte Grundnahrungsmittel Getreide beziehungsweise
Brot knapp war. Mit der Pestpandemie 1349/50 spitzte sich die Situation
dramatisch zu. Als Folge des Bevölkerungsrückgangs brach in Europa wegen
fehlender Nachfrage der Markt für Getreide zusammen, bedeutende Flächen Kulturland
fielen wüst, so dass auf dem Ödland wiederum der Wald vordringen konnte82.

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