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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 245
(PDF, 50 MB)
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gen haben sollte. Im Verlauf des Polnischen Erbfolgekriegs spielten sich die
Kämpfe zunächst am Oberrhein ab. Daher waren für Ludwig XIV. und seine Generäle
die Rheinübergänge bei Hüningen. Breisach und Neuenburg von großem Interesse
, nachdem das Elsass 1648 französisch geworden war. Generalleutnant Villars
beabsichtigte, mit seinen Truppen auf die rechtsrheinische Seite überzusetzen, um
sich mit der Armee des bayerischen Kurfürsten zu vereinigen. Für diese Transaktion
suchte er 1702 einen Übergang.

Neuenburg befand sich in schlechtem Zustand nach dem letzten Krieg; 22 Jahre
hatten für den Wiederaufbau nicht gereicht. Nur noch 64 Bürger und einige Witwen
lebten in der Stadt, die jetzt in fieberhafter Eile befestigt wurde. Villars hatte
sich in einer Blitzaktion dazu entschlossen, seine Truppen bei Neuenburg überzusetzen
. In der Nacht zum 12. Oktober hatten die Franzosen leichtes Spiel, die sorglose
Stadt zu überrumpeln und über ein Aquädukt einzudringen. Die dort stationierten
300 Schweizer Soldaten flohen, und die Stadt war eine leichte Beute für
die französischen Truppen. Eine zweijährige Besatzungszeit folgte, in der die Bürger
auf engstem Raum mit den feindlichen Truppen zusammenleben mussten.
Während die Befestigung unter dem Markgrafen von Baden vorher nur schleppend
vorangegangen war, wurde die Stadt nun in Windeseile von den französischen Soldaten
zur Festung ausgebaut. Nach nur eineinhalb Jahren wurde sie 1704 wieder
geschleift, nachdem der französische Marschall Tallard den Auftrag hierzu erhalten
hatte, da kein Übergang für die Truppen mehr benötigt wurde. Tallard verkündete
den entsetzten Neuenburgern daher im April 1704. dass sie die Stadt verlassen
müssten. Nicht nur die Festungswerke sollten zerstört werden, auch die Häuser
und die Keller mitsamt ihren Gewölben, damit keine Spuren von der Stadt übrig
blieben. Niemals mehr sollten Wohnungen hier entstehen, niemals mehr Menschen
hier siedeln. Am 1. Mai lag die Stadt bereits in Trümmern, aber ein Teil der Neu-
enburger harrte noch aus. Es wurde Abend, die Franzosen hieben von allen Seiten
auf die Kirche ein. in der sich die Bürger versammelt hatten. Pfarrer Christen der
Jüngere. Neffe von Pfarrer Christen dem Älteren, nutzte die Gunst der Stunde und
hielt an seine Pfarrkinder noch eine kleine Ansprache, bevor sie die zusammenstürzende
Kirche verließen. Die Franzosen staunten, dass wir so weggingen, hielt
er im Kirchenbuch fest2. Einen so geordneten Abzug waren die Soldaten nicht gewohnt
, manch einer wird betroffen gewesen sein. Der erst 34 Jahre alte Pfarrer
Christen besaß eine erstaunliche Fähigkeit in Menschenführung. Er hielt das Häuflein
der Vertriebenen zusammen, leitete sie und spendete ihnen Trost. Hinter ihnen
stürzten die letzten Mauern zusammen. Das Lebensumfeld der Neuenburger war
vernichtet, ihre Welt zusammengebrochen.

Leben im Exil

Der Pfarrer schritt mit dem Kreuz in den Händen seinen Pfarrkindem ins Exil
voran, in das zum Hochstift Basel sehörise Steinenstadt. Marschall Tallard hatte

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