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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
69.2007, Heft 2.2007
Seite: 268
(PDF, 50 MB)
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meinden des 14. und 15. Jahrhunderts. ..Soziale Unrast", der schöne Begriff von
Frantisek Graus für die Krisenphänome des Spätmittelalters4, allenthalben - Landflucht
, auch Hexenverfolgungen seit 1444 als Instrument innerdörflicher Konfliktlösung
auf Seiten der ländlichen Bevölkerung, verstärkte Fiskalisierung der Leibherrschaft
auf Seiten der Herren.

///.

Meine allgemeinen Bemerkungen zielen auf eine Kulturgeschichte der Katastrophen
"1, insbesondere auf die aktuelle Naturkatastrophen- und Kriegsforschung, um
uns gleichsam vom Ende her noch einmal einiger methodischen Ordnungskategorien
zu vergewissern. Im Gegensatz zur älteren naturwissenschaftlich geprägten
Schau der Naturkatastrophen, die Leichen zählte und Schuttberge quantifizierte,
zeichnet sich moderne geschichtswissenschaftliche Analyse natürlicher Extremereignisse
des Spätmittelalters und der Frühneuzeit durch „Vermenschlichung" aus.
Stefan Selzer und Andreas Ranft haben jüngst davon gesprochen". Auf dem Gebiet
der modernen Kriegsforschung holten deutschsprachige Mittelalter- wie Frühneuzeitforschung
in den letzten zehn Jahren die beträchtlichen methodischen
Rückstände gegenüber der westeuropäischen Forschung auf. Man ist gleichsam
vom „Feldherrnhügel" herabgestiegen12. Der gegenwärtigen Erforschung von
Krieg geht es vornehmlich um Mikrohistorie. darin um den „situativen Alltag der
Menschen"13, mithin, wie Gabriel Zeilinger es in seiner noch ungedruckten Kieler
Dissertation nennt, um „die Alltags- und Erfahrungsgeschichte sozialer Gruppen
im Krieg"14, von Adligen und Klerikern ebenso wie von Söldnern und Außenseitern
, von Bauern und unterbäuerlichen Gruppen.

Vermenschlichung der Katastrophen- und der Kriegsforschung, wie sie während
des Symposiums vielfältig beschrieben wurde, heißt - Thomas Zotz hob dies in
seiner Einführung bereits hervor -. sich methodisch 1) auf die Kategorie Erfahrung
und Wahrnehmung des durch die Extremereignisse nur situativ und kurzzeitig
aufgebrochenen unbewussten Alltags einzulassen sowie 2) die bislang vernachlässigte
und auch auf dieser Tagung selten thematisierte Kategorie Bewältigung der
Katastrophen zu bedenken.

Bei der Erforschung der Kategorie Erfahrung und Wahrnehmung von Krieg und
Naturkatastrophe wird man nach Andreas Ranft und Stephan Selzer methodisch
zunächst zwischen den direkt Betroffenen und denjenigen zu unterscheiden haben,
die solche Extremereignisse nur vom Hörensagen her kennen L\ Die Untersuchung
der Erfahrungen und Wahrnehmungen des äußeren Kreises der physisch nicht direkt
Betroffenen führt unmittelbar in die Kommunikationsgeschichte, in die Wirkungsgeschichte
des Gerüchts etwa, wie man sie am Beispiel der Erdbeben des 14.
Jahrhunderts anhand weit überregional verteilter Chronistik. am Exempel des Nordischen
Krieges zwischen Dänemark und Schweden anhand lübischer Korrespondenz
in den Jahren 1522/2316 oder auf dieser Tagung am Beispiel dörflicher Krisen

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