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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
70.2008, Heft 1.2008
Seite: 21
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2008-01/0023
Zweigniederlassung der großen Schwarzwälder Benediktiner-Abtei St. Blasien.
Die bereits 1383 erwähnte Krozinger Niederlassung hatte sich zur „wohlhabendsten
aller Propsteien St. Blasiens" (Hermann Schmid) entwickelt. Abt Caspar IL von
St. Blasien, durch eine Wappentafel am neuen Gebäude ausgewiesen, hatte
1578/79 das alte Amtshaus abreißen und den heute dreigeschossigen Bau errichten
lassen mit einem Schneck, das heißt einem nach außen gelagerten Treppenturm
auf der Nordseite, an dessen Spitze sich der springende Hirsch von St. Blasien im
Winde dreht.

Zwischen Müllheim-Neuenburg im Süden und Endingen am nördlichen Kaiserstuhl
unterstanden der Krozinger Propstei meist mindestens vierzig Lehenshöfe,
die in der Regel vor allem Wein abzuliefern hatten. Von 1738 bis zur Säkularisation
1805 fungierte der jeweilige Krozinger Propst sogar als Statthalter der vom
Kloster St. Blasien erworbenen Herrschaft Staufen und Kirchhofen. Unter Pater
Marquardt Herrgott, Sohn eines Medizin-Professors der Universität Freiburg und
Propst in Krozingen von 1748 bis zu seinem Tod im Jahre 1762, wurde das Krozinger
Anwesen endgültig zu einer fürstlichen und barocken Residenz umgebaut.
Mit Johann Caspar Bagnato und Johann Christian Wentzinger verpflichtete Herrgott
damals bedeutendste Baumeister und Künstler am Oberrhein. Doch berühmt
geworden ist Pater Marquardt Herrgott nicht nur als Bauherr, sondern auch als Gelehrter
und Verfasser eines in Krozingen vollendeten umfangreichen Werkes zur
Genealogie und Geschichte der Habsburger und deren Denkmäler. Vor seiner Krozinger
Zeit war Pater Marquardt Herrgott Vertreter des Klosters St. Blasien beim
Kaiserhof in Wien.

Das Gesamtvermögen der Krozinger Propstei ermittelte im Zuge der Säkularisation
eine Kommission des Staufener Bezirksamtes auf 227 570 Gulden - eine
enorme Summe, wenn man bedenkt, dass der jährliche Staatshaushalt des Großherzogtums
Baden sich damals auf etwa 8 Millionen Gulden belief. Unter dem Datum
des 24. Januar 1807 erklärte die großherzoglich-badische Regierung das
Krozinger Ordenshaus für aufgelöst und ließ die Realitäten und Fahrnisse zum
Verkauf ausschreiben. Die beträchtlichen Almosen der Propstei für die Armen
der Umgebung wurden von der neuen Landesherrschaft erheblich eingeschränkt.
Wesentliche Verlierer der Säkularisation waren also neben den Bistümern und
Klöstern insbesondere die ärmeren Volksschichten, da die bisherigen oder neuen
Staaten bei weitem noch nicht in der Lage waren, entsprechende soziale Aufgaben
zu übernehmen.

Der letzte Propst Trudpert Neugart hatte sich vergeblich geweigert, sein Krozinger
Kloster zu verlassen. Man wies ihm zum Logieren das Heitersheimer
Schloss zu, er bevorzugte aber schließlich einen Aufenthalt in Österreich. Im Juni
1807 wurde die Propstei mit Nebengebäuden und großem Garten versteigert. Seither
ist das Krozinger „Schloss" in Privatbesitz. Viele Fahrnisse fanden erst nach
und nach neue Eigentümer. Mit der Säkularisation verlor nicht nur das Kloster
St. Blasien, sondern vor allem auch das Münstertaler Kloster St. Trudpert seine
zahlreichen Besitztümer und Höfe im Krozinger Raum.

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