http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2008-01/0034
Abb. 13: Das ehemalige Königreich Savoyen südlich des Genfer Sees
Seit dem 4. Jahrhundert hieß das Land Sapaudia oder Sabaudia, d. h. „pays des
sapins" = „Land der Tannen". Zu diesem Territorium kamen im 11. Jahrhundert
durch Heirat noch hinzu die Grafschaft Aosta, vor allem das Tal der oberen Dora
Baltea, auch Aostatal genannt, und Piemont, ein Gebiet um den oberen Po mit der
Hauptstadt Turin. Im Jahre 1860 wurde Savoyen, seit 1713 Königreich, zwischen
Italien und Frankreich aufgeteilt.
Als Krämer und Handwerker hatten die Savoyarden zunächst auf saisonalen
Wanderungen in der Fremde Arbeit und Brot gesucht. Doch in der Folge des Dreißigjährigen
Krieges fanden immer mehr Savoyarden Gelegenheit, sich fern der
Heimat dauernd niederzulassen und eine Familie zu gründen. Wo an einem Ort
mehrere savoyardische Familien waren, hielt man vielfältige enge Kontakte: Man
nahm als Trauzeugen und Taufpaten Landsleute, war einander Bürge oder waltete
als Vormund für verwaiste Kinder anderer Savoyarden.
Obwohl die Savoyarden, aus einem gleichen Kulturkreis stammend, bald in der
einheimischen Bevölkerung aufgingen, war bei ihnen das Bewusstsein ihrer Herkunft
und der Wille zur entsprechenden Dokumentation auch nach außen noch lange
äußerst lebendig. Nicht nur im Rahmen ihrer Familienwappen, sondern auch an
ihren Häusern und auf den Grabmälern ihrer Verstorbenen wurde bis hinein ins 20.
Jahrhundert und zum Teil sogar noch bis in unsere Tage das savoyardische Zeichen
angebracht (s. Abb. 14).
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