http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2008-02/0067
sind in den beiden Jahren 1873 und 1874 im Frühjahr alle Reben der Kälte zum Opfer
gefallen. Im Winter 1879/80 erfroren bei wochenlangen Temperaturen um 20
Grad minus ebenfalls sehr viele Reben und Obstbäume. Michael Jost schreibt: „Vom
Herbst wurde nicht geredet, weil keine Trauben an den Reben waren, wir bekamen
etwa 30 Trauben, die nicht reif waren, weil man sie vorher abschnitt, aus Furcht vor
dem gestohlen werden. Es wurde von Amts wegen verlangt, daß man die erfrorenen
Obstbäume zählen musste." Die folgende Aufstellung gibt uns einen Überblick über
die damals auf der Gemarkung Egringen stehenden Obstbäume sowie über die Auswirkungen
der klimatischen Extremsituation.
gesunde Bäume erfrorene Bäume
600 581
307 302
1119 1943
827 724
1121 151
146 126
4120 3827
„Es ist eine sehr kritische Zeit, schon zwei Jahre ganz wenig Wein und in diesem
Jahr gar keiner, und immer mehr Auslagen", meint der Schreiber. Im Jahr darauf
herrscht dann eine große Mäuseplage. Am 17. Juni 1882 gab es bei der Heuernte so
einen starken Reif, dass die „Mäder" am Morgen an den Sensen Eis hatten. Und immer
sind auch wieder schwere Unwetter vermerkt, wie im Juli 1884, als Tausende
von Ziegeln durchs Dorf flogen. Nach den Schilderungen sah die Flur schrecklich
aus, und Hunderte von Obstbäumen waren dem Sturm zum Opfer gefallen. Im Jahre
1889 wurden die ersten kianisierten (imprägnierten) Rebstecken verwendet, und
trotzdem konnten die Rebkrankheiten nicht bezwungen werden. Das Jahr 1893 war
ein sehr trockenes Jahr, wie seit 200 Jahren nicht mehr. Es wurde ein Notjahr, und
ein Viertel des Viehbestandes musste abgeschafft werden. Die Regierung hat Futter
beschafft, und jedem Landwirt wurde eine Entschädigung von 5.50 RM gegeben.
Aber es gab auch freudige Ereignisse. So schildert Jost die Hochzeit seiner
Großtochter im Jahre 1901 mit folgenden Worten: „Es war eine Hochzeit, wie es
vielleicht nicht gleich wieder so eine große gibt. Es gingen von hier 14 Fuhrwerke
ab, und in die Kirche in Haltingen gingen 56 Paare, ohne die Kinder."
Im Mai 1902 wurde zum ersten Mal mit dem Mottenfang des Sauerwurms begonnen
, und in 10 Tagen sind ca. 50 000 - 60 000 Stück durch Schulkinder mit Klebfächer
gefangen worden. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges im Monat August des Jahres
1914 schreibt Aberer, dass bis zum 3. des Monats bereits 50 Mann einberufen
wurden. Am 3. und 4. August war dann Pferdemusterung in Lörrach, wobei alle nur
einigermaßen tauglichen Pferde mitsamt Geschirr und Wagen eingezogen wurden,
Apfel
Birnen
Zwetschgen
Kirschen
Nussbäume
Pflaumen
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