http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2008-02/0105
Die Kunsthistorikerin Annemarie Heimann-Schwarzweber glaubt8), dass diese
Wandmalereien in der Zeit um 1498 entstanden sind. In diesem Jahr nämlich wurde
dem Ortsherrn Arnold von Rotberg nach zehnjähriger Ehe ein Sohn geschenkt,
dem er den Namen Jakob gab. Sie nimmt an, dass Arnold von Rotberg und seine
Frau dieses Kunstwerk entweder als Fürbitte oder als Dank für dieses Kind gestiftet
haben könnten. Aller Wahrscheinlichkeit nach haben die Rotbergs eine Wallfahrt
nach Santiago unternommen, denn oft war auch der Wunsch nach Kindern
Motiv für ein solches Unternehmen. Es ist die Thematik des Freskenzyklus', der
uns auf diese Spur bringt. Im unteren Teil findet sich die Reihe der Apostel, so
auch Jakobus, der an der Muschel zu erkennen ist. Interessant für uns sind jedoch
die Darstellungen in der Leibung des Ostfensters. Auf der linken Seite finden wir
einen Heiligen mit einem am Boden liegenden Fisch. Es handelt sich um Arnold
(auch Arnulf) von Metz (582 - etwa 640), den Namenspatron des Stifters. Der Legende
nach soll er vor der Besteigung des Bischofsthrones von Metz einen Ring in
die Mosel geworfen haben mit der Bitte, den Ring zurückzuerhalten als Zeichen
für die Vergebung seiner Sünden. Kurz darauf brachte ihm ein Fischer einen Fisch,
in dessen Magen sich der Ring befand. Die beiden anderen Heiligen in den unteren
Zonen der Fensterleibungen sind nicht mehr zu identifizieren. Heimann-Schwarzweber
glaubt, dass der linke ein Rochus sei. Das würde gut passen, da Rochus sehr
häufig als Jakobspilger dargestellt wird.
Arnold gegenüber entdecken wir nochmals Jakobus, erkennbar an der Muschel
in seiner Hand. Diese zusätzliche Darstellung des Pilgerheiligen macht deutlich,
dass er im Zusammenhang mit der Ausmalung einen besonderen Stellenwert hat.
Passend zum Thema Kinderlosigkeit fügt sich der Freskenzyklus der Geschichte
von Anna und Joachim ein, der Eltern von Maria. Diese nicht biblische Geschichte
von Anna und Joachim, die unter langer Kinderlosigkeit gelitten haben, war im
Mittelalter sehr beliebt. Interessant ist auch, dass das Annenfest am 26. Juli gefeiert
wird, also einen Tag nach Jakobus. Wir finden diese Geschichte in einem von
der Kirche nicht anerkannten Text, einem sogenannten apokryphen Evangelium,
das Jakobus zugeschrieben wird. Die Bilderfolge orientiert sich jedoch an der Annenlegende
, so wie sie im Mittelalter in der „Legenda Aurea" übermittelt wurde.
Anna gilt u.a. auch als Schutzpatronin der Bergleute, was sehr gut ins Markgräfler-
land passt, das einstmals Bergbauregion war. Die Fresken oberhalb des Sakramentshäuschens
zeigen Johannes und Melchisedek. Es gäbe noch manches über
diesen Freskenzyklus zu berichten, würde aber den Rahmen unserer Thematik
sprengen.
Kommen wir nach Wintersweiler. Hier finden wir eine besonders interessante
Spur der Jakobus Verehrung. Bereits 1344 wird im Bereich Bergholz ein „Sant Jacobs
Berg" erwähnt, so hat Erhard Richter bei seinen Flurnamenforschungen herausgefunden
. 1387 hören wir von einer Jacobs Kapelle9). Auf Grund dieser beiden
Jahreszahlen können wir davon ausgehen, dass die Kapelle im Jahr 1344
schon bestanden haben muss, also viel älter ist, als bisher angenommen. Das kleine
Heiligtum dürfte zu einer Zeit gebaut worden sein, als die Wallfahrt nach Santi-
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