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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0042
der „zurückgewonnen" und die beim Wall oder Schanzen aufgeworfene Erde samt
den Bruchsteinen gerne beim Haus- und Straßenbau „nachhaltig recycelt": Die Archäologen
sprechen hier vom „Steinraub". Nicht selten verlor sich dadurch aber
auch die Erinnerung an die eigentliche Wehranlage.

Daher trifft man auffallend oft und gerade an ehemaligen Schanzenstandorten
oder Wallstaffeln die lokale Bezeichnung als „Steinbruch", „Sandgrube" oder
„Sandwürfe". Und diese wurden oft auch so in die amtlichen Kartenwerke aufgenommen
. Doch sie haben nichts mit der ursprünglichen Bedeutung als „natürliche"
Werkstoff-Lieferanten zu tun, sondern sind in Wirklichkeit abgebaute historische
B odendenkmäler.

Schanzen- und Wallanlagen bzw. deren Reste waren - dies zeigt sich im gesamten
Untersuchungsgebiet - auch bevorzugte Landmarken für Mark- und Grenzsteine
: Dies liegt einerseits in der Tatsache begründet, dass solche Anlagen oft entlang
historischer Grenzlinien errichtet wurden, andererseits aber auch dadurch,
dass Schanzen, Wälle und Gräben schwer verrückbare Messpunkte lieferten.

Eine nachträgliche Umwidmung erfuhren auch die vorhandenen Gräben: Sie
dienten oft der Holzabfuhr als „Schleifwege" oder wurden - und werden es bis
zum heutigen Tag - als günstige Fahr- und Transportwege benutzt. Dadurch entstand
über die Jahrhunderte die nicht zutreffende Einschätzung, dass es sich bei
den Wallgräben stets nur um „Hohlwege" handelt.

Auch folgen viele neuzeitliche Forststraßen diesen Linien und sitzen nicht selten
sogar direkt in den Wallgräben. Echte „Schleif-" und „Hohlwege" zeigen - bedingt
durch topographische, geologische und hydrologische Konditionen - ein im Querschnitt
erkennbar anderes Profil als das der Wallgräben, deren wulstige „Wallkronen
" verfestigt wurden. Und dadurch über Jahrhunderte hinweg bis zum heutigen
Tag ihre nahezu erosionsfreie Oberfläche und erstaunliche Standfestigkeit erhalten
konnten. Ebenso fehlen die typischen, sich talwärts ablagernden Schwemm- und
Sedimentationsfächer sowie die charakteristischen Erosionsrinnen.

Dagegen haben sich die Spuren der Fundamentstrukturen von Wachhäusern nur
sehr selten erhalten, in unserem ganzen Untersuchungsgebiet ein einziges Mal.
Auch hier wurden direkt nach den Kriegszeiten die bevorzugt verwendeten Eichenbalken
sehr schnell wieder abgebaut, um im zivilen Hausbau eine willkommene
Verwendung zu finden. Die in der Mitte des Schanzeninnenraumes frei stehenden
Wachhäuser waren dann die ideale Lösung, wenn es darum ging, bis zu 20
Personen Unterkunft und Schutz zu geben. Musste aber bei größeren Schanzen
entsprechend eine größere Zahl von Verteidigern untergebracht werden, so bot sich
- was auch historische Stiche zeigen - neben der Aufstellung von Lager-Zelten im
Innenraum auch der Einbau von Unterständen in die Wallmauern an. Dies war jedoch
nur dann möglich, wenn das Wallvolumen groß genug und die Stabilität, also
auch die geologischen Voraussetzungen dafür günstig waren, d.h., dass optimales
Bodenmaterial mit dadurch hoher Standfestigkeit zur Verfügung stand.

Mit zunehmender Feuerkraft wurde das Schutzbedürfnis der Verteidiger größer.
Die rasante Weiterentwicklung der Geschütze in dieser Zeit verändert mehr und

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