Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0053
gentliche Ursache in den unterschiedlichen Glaubensrichtungen haben, ganz abgesehen
von den grundsätzlichen „Kreuzzügen" und den mit „Feuer und Schwert"
geführten Auseinandersetzungen zwischen den großen Weltreligionen. Wobei es in
Wahrheit nie um den „rechten Glauben", sondern um pures politisches Machtkalkül
und territorialen Besitzgewinn ging.

Im Innern religiös zerrissen und von außen tagtäglich in vielfacher Weise bedroht
und gefährdet, kam für die Menschen erschwerend noch die Pest, die unter
der ausgehungerten Bevölkerung tausendfach ihre Opfer fand. In mehreren Wellen
brach sie auch über das Wiesental herein. 1601 erreichte eine erste auch Schopfheim
und dauerte hier bis 1611. Eine zweite Pestwelle forderte zwischen 1629 und
1630 über 650 Opfer. Zwischen 1634 und 1637 wütete die Pest auch in Basel, wohin
sich viele Wiesentäler angesichts der kriegerischen Auseinandersetzungen geflüchtet
hatten: Allein unter diesen Flüchtlingen starben 2 700 Menschen an der
Pest - ein unvorstellbarer Aderlass für unsere Region.89) Hinzu kam - unabhängig
von der jeweiligen Zeit und des jeweiligen Krieges - der indirekte Blutzoll90) durch
den Tod von Einheimischen, die im Landsturm91} und als Angehörige des Schopf-
heimer Fähnleins an anderen Kriegsschauplätzen Dienst taten und dabei getötet
wurden.

Vom wehrlosen „Schanzbauer" zum armierten „Wehrbauer"

Waren feindliche Truppen im Anmarsch, veränderte dies schlagartig auch seine
bisherige Funktion: Aus dem unbewaffneten „Schanzbauern" wurde der zwangsrekrutierte
„Wehrbauer", der die von ihm errichtete Schanze auch selbst zu verteidigen
hatte. Denn es galt: „Sobald die Sturmglocke geschlagen wird, ein jeder der
sich wehren kann, sowohl Meister und Knecht, auch Söhne, bei Strafe, Konfiskation
aller Güter und einiger Landesverweisung, mit habendem Gewehr, in dessen
Ermangelung mit Hacken, Schaufeln und Gabeln und dergleichen Instrumente an
das assignierte Ort oder Sammelplatz laufen solle".92)

Auf der Grundlage der bereits im Mittelalter erfolgreich praktizierten „Landfolge
" wurde 1693 wieder einmal der aus Bauern bestehende „Landesausschuss"
als Landmiliz, Landsturm, Landwehr oder Landfahnen aufgeboten, z. B. namentlich
1697 - immer in Ergänzung der regulären Truppen - welche die Schanzen und
Pässe besetzen sollten.93) Auch die Franzosen kannten und nutzten dieses System:
1695 setzten sie etwa 10 000 Bauern zum Schutz und zur Bewachung ihrer
Schanz- und Festungslinie entlang des Rheins ein.94)

Auf den Schanzen des Schwarzwaldes stellte sich den Bauern aber die berechtigte
Frage: Mit was die Schanze verteidigen, mit was dem Feind die Lust am Angriff
nehmen? Zumal die Bauern grundsätzlich keine Wehr-Waffen tragen durften.
Dies war mehrheitlich ein Privileg des Adels bzw. der Soldaten. Nur in Kriegszeiten
war es den Bauern kurzfristig erlaubt, sich zu bewaffnen („Landwehr",
„Landfahne", „Landesausschuß"). Hinzu kam, dass Waffen, insbesondere Ge-

51


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0053