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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0056
ner Badestube) in die Lehre gegangen. In der militärischen Rangfolge standen sie
noch hinter den Trommlern und Pfeifern.98)

Ihre Heilhilfe erschöpfte sich neben dem Aderlass, dem Schröpfen und dem
Ausbrennen vörr Wunden mit einem glühenden Brenneisen, vor allem aber im Amputieren
von Gliedmaßen. Bis ins 18. Jahrhundert hinein waren sie auch zum Rasieren
der Offiziere verpflichtet, um deren Haupt- und Barthaar zu „scheren".99)
Hinzu kam, dass die Anzahl dieser „Heilhelfer" im Verhältnis zur Gesamttruppe
oft sehr niedrig war. Ein typisches Beispiel: Beim Feldzug des Markgrafen Georg
Friedrich im Jahre 1625 kamen auf 2 300 Soldaten gerade einmal acht „Feldscherer
," das bedeutete, dass ein einziger „Feldscherer" für rund 280 Soldaten verantwortlich
war.

Das direkte Aufeinandertreffen und der Kampf Mann gegen Mann bedeutete natürlich
auch für die Bauern das hohe Risiko, dabei selbst verwundet oder getötet
zu werden. Deshalb suchten sie nach Verteidigungsmöglichkeiten, bei denen sie
bewusst den direkten Kontakt mit den Soldaten vermieden, diese aber doch effektiv
bekämpfen konnten. Aus der eigenen bäuerlichen Arbeitswelt von Hof, Wald
und Feld entwickelten die Bauern zum Schutz ihres Landes eigene defensive, aber
höchst wirkungsvolle Abwehrmaßnahmen.

So führten sie neben dem „Großen Krieg" der regulären Truppen (der durch
große Entscheidungsschlachten geprägt wird) und dem durch den Markgrafen
Ludwig Wilhelm gerade im Schwarzwald praktizierten „Kleinen Krieg" (der mehr
durch kleinere Scharmützel und nicht alles entscheidende Kampfhandlungen bestimmt
wird) eine zweite Variante der Kriegsführung des „Kleinen Krieges" ein:
Den des zivilen Widerstandes - in der Praxis vergleichbar mit dem sog. „Volkskrieg
" der Guerillas und Partisanen.

Zu dessen „Waffen" gehörten vor allem „Stamm"- und „Steinlawinen": An besonders
exponierten Steilhängen wurden an - vom Tal aus nicht einsehbaren Stellen -
jeweils 5-6 Exemplare der ca. 3 - 4 Meter langen, entasteten Einzelstämme aufeinandergelegt
. Die Stämme wurden auf schwächeren Rundhölzern in ein leichtes, zum
Tal hin ausgerichtetes Ungleichgewicht gebracht und gleichzeitig an zwei Stellen mit
Seilen gesichert. Wobei die Seilenden mittig über die Stämme wieder zum Hang zurückgeführt
und dort an einem eingeschlagenen Pflock festgebunden wurden. So
konnte ein einziger Bauer mit einem gezielten Axthieb diese Stammlawine auslösen.

Durch das Anlegen einer ganzen Reihe von solchen „Stammlawinen" konnte
man eine relativ große Zahl von feindlichen Soldaten - ohne einen Schuss abzufeuern
- empfindlich treffen. Fallhöhe, Fallgeschwindigkeit und das spezifische
Gewicht potenzierten die verheerende Wirkung der herunterstürzenden „Stammlawine
". Davon getroffene Fuß- und Reiterkolonnen überlebten dies selten.

Ahnlich war die Arbeits- und Wirkungsweise bei bewusst ausgelösten „Steinlawinen
": Entweder man sammelte geeignetes Material und sicherte es durch Netze
mit einer speziellen Seilsicherung, die dann wie bei den „Stammlawinen" ausgelöst
wurde. Oder man brachte natürlich instabile Fels- und Geröllhalden gezielt
zum Abrutschen.

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