http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0111
Staatswappen des Großherzogtums Baden aus dem Jahr 1806 zu einer eindrücklichen
„pars pro toto", die als Symbol für die Kleinteiligkeit der damaligen politischen
Verhältnisse im Gedächtnis bleibt. Hier erfahren wir auch, dass der Begriff
Markgräflerland erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts existiert, ebenso warum
der 8. September 1444 als Geburtstag der Region gilt: Dieses Datum trägt die
Urkunde, nach der Graf Johann von Freiburg als Letzter seines Geschlechts die
Herrschaft Badenweiler seinen Neffen Rudolf und Hugo von Hachberg-Sausen-
berg vermachte.
- Protestantische Region
Relativ spät hielt im Jahr 1556 die Reformation Einzug im Markgräflerland.
Doch sie prägte von da ab bis heute nachhaltig Leben und Kultur der Menschen
dieses Landstrichs. Im „Guckfenster" des Pylons für diesen Abschnitt wird ein
evangelisch-lutherisches Gesangbuch für die Markgrafschaft Baden-Durlach aus
dem Jahr 1759 gezeigt. Auch die oben beschriebene Taufszene findet sich hier. Ein
Ölbild mit dem Porträt des Müllheimer Pfarrers und späteren Kirchenrates Philipp
Jakob Daler (1686-1763) weist unter anderem auch darauf hin, dass dieser Kirchenmann
Müllheim eine neue Schulordnung gegeben hat. Das Thema Schulgeschichte
am Schulstandort Müllheim spielt ansonsten in dieser Ausstellung eine
untergeordnete Rolle, da sie sich laut Museumsleitung nur wenig von anderen Orten
unterscheidet. „Ein wichtiges Kriterium bei unserer Themenauswahl war neben
der Frage, ob wir geeignete Exponate organisieren können, vor allem die Frage
, was für das Markgräflerland wirklich charakteristisch, womöglich einzigartig
ist", verdeutlicht Museumsleiter Merk an dieser Stelle eine der strukturellen Überlegungen
zum Ausstellungskonzept.
- Grenzregion
Kriegerische Auseinandersetzungen beeinflussten jahrhundertelang die Entwicklung
des Landstrichs am Oberrhein. Vom Bauernkrieg über den Dreißigjährigen
Krieg und die verschiedenen Auseinandersetzungen mit dem benachbarten Frankreich
bis zu den Durchzügen der 1848er-Revolutionäre und den Weltkriegen: Die
geografische Lage des Markgräflerlandes, auch an wichtigen europäischen Verkehrswegen
, war immer wieder Grund für Krieg, Zerstörung und Plünderungen.
1633 wurden Müllheim und die umliegenden Dörfer zerstört, 1678 die Burg Badenweiler
. Die Stadt Neuenburg ist in ihrer langen Geschichte mehrmals dem Erdboden
gleich gemacht worden. Die Exponate für dieses Kapitel haben ihren
Schwerpunkt in der Revolution von 1848/49. Ins Auge springt ein großes Bild auf
Sackleinwand aus dem Jahr 1849, das eine Herrenrunde beim Kartenspiel zeigt.
Der Zweite von rechts ist Bürgermeister Nikolaus Blankenborn, der dem durchziehenden
Struve 1000 Gulden aus seinem Privatvermögen zahlen musste, weil er
eine revolutionäre Bewaffnung ablehnte. Die Kartenspieler steckten ihre gewonnenen
Münzen in einen Schlitz in diesem Bild, hinter dem in einer Kasse für eine
symbolische Entschädigung für Blankenborn gesammelt wurde.
109
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0111