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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
71.2009, Heft 1.2009
Seite: 120
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0122
Die Ortholen

Bei den westlich des „Katzenbergs" gelegenen „Ortholen" ist eine Deutung nur
durch die frühen Belege möglich. 1344 wird die Flur erstmals als „An der Northal-
dun" erwähnt, und bis 1732 kommen in meiner Sammlung nur die Belege „Nordhalden
" vor. 1732 taucht dann erstmals die Form „Ortholen" auf, die später zur
amtlichen Flurbezeichnung wurde.

Wie kam es nun zu dieser Veränderung? In vielen Orten des Markgräflerlandes
ist „Halde" durch Lautwandel zu „Ho(h)le" geworden, wie z.B. in der bekannten
Reblage „Oetlinger Sonnhohle".

Aus „Nordholen" wurde dann in Wintersweiler in der mundartlichen Aussprache
durch falsche Abtrennung des Buchstabens N „Ortholen". („In de Nordhole" zu:
„In den Orthole").

In Inzlingen entstand durch falsche Abtrennung des N aus „Nordhalden" ebenfalls
„Orthalden", und die weiter veränderten Formen „Ortholen" kommen auch in
Blansingen und Obereggenen vor (Blansingen, S. 169, und Trenkle, Nr. 208).

Die Schamenholen

Die beim „Brüchental" gelegenen „Schamenholen" werden 1504 als „schallmen
hohen" erstmals erwähnt. Schon der zweite Beleg von 1512, der „Schalman Halden
" lautet, zeigt, dass hier „Holen" - wie bei „Ortholen" - von „Halden" kommt.

Diese Flurbezeichnung geht auf mittelhochdeutsch „schalm", „schalme" zurück,
wobei es sich um eine Nebenform von „schelm", „schelme" handelt. Damit bezeichnete
man einen toten Körper, und an den damit benannten Stellen wurde das
tote Vieh vergraben (Lexer II, 694).

Im „Flurnamenbuch von Baden-Württemberg" wird eine dort angeführte „Schal-
menhalde" ebenfalls so gedeutet (Ruoff, S. 124), und im Schweizerischen Wörterbuch
bezieht sich ein „Schalmenacker" auf den Schindanger (Idiotikon 8,691).

In der Mappacher Chronik werden 1547 „Schelmenhalden" erwähnt, an denen
man nach Fritz Schülin das verendete Vieh „verlocht" hat (S. 29).

Gegen die Deutung der Wintersweiler „Schamenholen" spricht nicht, dass es auf
der Gemarkung einen fast gleichzeitig erwähnten „Kaibberg" (heute „Kaibacker")
gab, wo das tote Vieh ebenfalls vergraben wurde. Diese Doppelbezeichnung „Kaib"
und „Schelm" kommt auch in zwei verschiedenen Grenzacher Flurnamen vor.

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