http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0144
Die schwierigen und zunehmend belastenden Kriegsjahre blieben auch im Lager
Wintersweiler nicht ohne Folgen. Durch neue Verstärkungen frisch eingezogener
Arbeitsdienstmänner aus dem Elsass und aus Österreich stieg die Besatzungszahl
in den Arbeitslagern am Westwall enorm an. Die sechsmonatige Dienstzeit wurde
dabei stetig verkürzt, weil der Krieg nach „Soldatennachwuchs" verlangte. Alle
anstehenden Arbeitsanforderungen konnten die Besatzungen der verschiedenen
Arbeitslager deshalb nicht mehr allein erbringen.
Im Kriegsjahr 1944 war die Reichsführung gezwungen, für kriegswichtige Einsätze
auch Zivilpersonen zu verpflichten. Schanzarbeiten für die militärische Abwehr
der immer näher kommenden „Westfront" wurden notwendig. Auch in Wintersweiler
wurden die Einwohner des Dorfes, oftmals auch junge Frauen, zu diesen
Schanzeinsätzen herangezogen.
„Schanzerinnen aus Wintersweiler 1944", hintere Reihe (von rechts nach links): Anneliese Schweigier,
Ella Kamm, ein Soldat, Walter Hofmann (verdeckt mit Mütze) und Willi Schneider. Vordere Reihe (von
rechts nach links): Irene Kammerer, Erika Wehrlin, Elsi Ziebold, Karla Hillmer, Irene Hofmann,
Lisbeth Müller und ein Soldat. Kniend: Anneli Starz.
Foto: J. Schweigier
Im Arbeitslager wird gefeiert und getrauert
Vom „Lagertreiben" bekamen die Bewohner im Dorf kaum etwas mit. Die Arbeitsmänner
lebten in einer nach außen hin stark abgeschotteten Lagergesellschaft.
Doch an den Parteitagen und bei KdF-Einladungen sowie aus anderen Anlässen
während der Kriegsjahre öffnete die Lagerführung die Tore für die Dorfbevölkerung
. Der große Speisesaal und der Appellplatz bei der Lagerfahne boten sich als
ideale Begegnungsorte an. Der Speisesaal wurde zum Veranstaltungs- bzw. Fest-
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