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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
71.2009, Heft 1.2009
Seite: 146
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0148
Die folgenden schrecklichen Kriegsjahre nach 1941 an den verschiedensten
Kriegsfronten zwangen einige Familien aus diesem Dorf, weitere Trauerfeiern für
den schmerzvollen Verlust ihrer Söhne abzuhalten. Auch die Großeltern des Autors
hatten den Kriegstod ihres Sohnes zu beklagen.

Erzählte Erinnerungen

Redl Erey-Hofmann (Jahrgang 1923)

An das R.A.D.-Lager erinnere ich mich noch gut. Ich selbst war damals um die
16 Jahre alt und wurde zur BDM-Führerin ausgebildet, die auch eine eigene Mädchengruppe
in Huttingen führte. An den Baubeginn 1938 denke ich oft, weil ein
Beinaherlebnis sich tief in mein Gedächtnis eingeprägt hat. Mit dem 6-jährigen
Nachbarjungen Günter Kammerer war ich mit dem Handwagen auf dem Fischinger
Weg unterwegs, als ein schwerer Militärlaster daher fuhr, beladen mit riesigen
Barackenbauteilen. Seine Ladung war so stark verrutscht, dass sie gleich drohte
herunter zu fallen.

Durch einen beherzten Sprung über den an der Seite fließenden Graben retteten
wir uns. Im selben Moment krachte die Ladung auch donnernd auf den Weg.

Ich erinnere mich noch, dass zwei Frauen aus dem Dorf für einen Teil der Lagerwäsche
zuständig waren. Hinter dem Rathaus ist dafür eine Waschküche eingerichtet
worden.

Einige Familien im Dorf waren berechtigt, die im Lager doch massenhaft anfallenden
Essensabfälle als „Säutränke" abzuholen.

Noch immer sehr gut erinnere ich mich an die vom R.A.D. und uns Mädchen
aus dem Dorf gemeinsam gestalteten KdF-Abende, an denen wir BDMlerinnen
Volkstänze und Gymnastikeinlagen aufführen durften.

Den Arbeitsdienstmännern im Lager ging es sicher nicht gut. Sie litten unter ihrem
überharten Dienst. Von Zeit zu Zeit aber gestattete ihnen die Lagerleitung, mit
uns Tanz- und Bunte Abende zu feiern. Ich selbst wurde einmal mit einem Trupp-
führer beim Wetttanzen Walzerkönigin. Uber eine halbe Stunde lang tanzte ich
ohne Unterbrechung mit meinem Partner. Wir wurden Wettsieger.

Unsere Jugendzeit, sowie ich sie erleben durfte, war eine bewegte und interessante
Zeit. Uns jungen Frauen brachte sie Abwechslung und sie trug zur Gemeinschaftsbildung
bei. Erst zum Kriegsende hin ahnte ich, welche Bedeutung das Lager wohl
hatte und welche schlimme Zeit diese jungen Männer durchzumachen hatten.

Willi Schneider (Jahrgang 1929)

An die Errichtung des Lagers 1938 erinnere ich mich noch ganz genau. Riesige,
mit schwerem Baumaterial geladene Laster fuhren auf den Straßen zum Lager. In
kurzer Zeit waren die ersten rostrot gestrichenen Baracken zusammengebaut. In

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